Vier israelische Soldatinnen werden von militanten Hamas-Kämpfern in Gaza freigelassen.

Wiedersehen mit Familien Das sind die vier freigelassenen Geiseln

Stand: 25.01.2025 17:11 Uhr

Mehr als 15 Monate waren die vier Soldatinnen in Geiselhaft der Islamisten - entsprechend erleichtert und emotional reagierten ihre Familien beim Wiedersehen. Wer sind die vier Frauen?

Nach ihrer Freilassung aus gut 15-monatiger Geiselhaft im Gazastreifen haben die vier Soldatinnen in Israel ein emotionales Wiedersehen mit ihren Eltern gefeiert. Das Militär veröffentlichte Bilder der ersten Begegnung, die die Wucht der Gefühle ahnen lassen: Lachen und Tränen, enge Umarmungen, als wollten Töchter und Eltern einander nicht loslassen.

Kurze Stellungnahmen, aber keine Interviews

Die Anspannung, unter der sie gestanden hatten, als sie nicht wussten, ob es dieses Wiedersehen jemals geben würde, war ihnen dennoch anzusehen. Die Familien hatten darum gebeten, ihre Privatsphäre zu respektieren und angekündigt, keine Interviews zu geben. Über das Forum der Geiselfamilien veröffentlichten sie jedoch kurze Stellungnahmen. 

"Nach 477 langen Tagen des nervenzehrenden Wartens konnten wir endlich Liri sehen, sie umarmen und wissen, dass sie bei uns ist - sicher und umhüllt von der Liebe ihrer Familie", hieß es in einer Stellungnahme der Familie der 19-Jährigen. "Liri hat übermenschliche Stärke gezeigt und ist durch die Hölle gegangen."

"477 Tage in der Hölle von Gaza überlebt"

Die Familie von Naama Levy erklärte noch vor dem Wiedersehen mit der 20-Jährigen, sie sei "überglücklich und tief bewegt" darüber, Naama stark und auf dem Weg in die Heimat zu sehen. "Endlich konnten wir unsere geliebte Karina umarmen, ihre Stimme hören und ihr Lächeln sehen", schrieben die Angehörigen der 20-Jährigen Karina Ariev. "Karina, du bist unser Licht. Wir lieben dich unendlich."

"Wie haben wir für diesen Augenblick gebetet!" schrieb die Familie von Daniella Gilboa. "Unsere Daniella hat 477 Tage in der Hölle von Gaza überlebt und ist endlich in die Umarmung ihrer Familie zurückgekehrt."

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zum Austausch von Häftlingen und Geiseln zwischen Israel und Hamas

tagesschau, 25.01.2025 20:00 Uhr

Wer sind die Geiseln?

Die Soldatinnen im Alter von 19 und 20 Jahren waren während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 verschleppt worden. Die 19-jährige Liri Albag hatte Berichten zufolge gerade erst ihre Tätigkeit als Späherin begonnen, als Terroristen den Stützpunkt in Nahal Oz angriffen.

Liri Albag (Archivbild)

Liri Albag (Archivbild)

Die im Sommer befreite Geiseln Noa Argamani berichtete laut israelischen Medien, sie und Albag seien zur Hausarbeit gezwungen worden. Demnach wurde die junge Soldatin in einem Tunnel festgehalten, bekam salziges Wasser zu trinken und nur wenig zu essen. Sie habe zudem erst einen Monat nach ihrer Entführung zum ersten Mal duschen dürfen.

Die Israelin Karina Ariev rief am Morgen des 7. Oktober israelischen Medien zufolge noch vom Stützpunkt aus ihre Angehörigen an. Die 20-Jährige habe zudem ihrer Schwester noch eine Nachricht geschickt und sie gebeten, auf ihre Eltern aufzupassen und stark zu sein, sollte die Soldatin den Angriff nicht überleben.

Karina Ariev (Archivbild)

Karina Ariev (Archivbild)

Auf Video-Aufnahmen der Terroristen ist die junge Frau zu sehen, wie sie nur mit einem Schlafanzug bekleidet verschleppt wird. Ihre Eltern äußerten israelischen Medien zufolge die Angst davor, dass ihre Tochter in der Geiselhaft sexualisierte Gewalt erfahre und schwanger werden könnte.

Naama Levy ist eine weitere Späherin der militärischen Beobachtertruppe, deren Mitglieder vor dem Hamas-Terrorüberfall Vorgesetzte vergeblich vor verdächtigen Aktivitäten im Gazastreifen gewarnt hatten. Die 20-Jährige ist auf den Aufnahmen vom Tag ihrer Entführung von einem Militärstützpunkt mit gefesselten Händen und blutverschmierter Hose zu sehen. Dies schürte Ängste, die Frauen könnten auch Opfer sexualisierter Gewalt geworden sein.

Naama Levy (Archivbild)

Naama Levy (Archivbild)

Die 20-Jährige war als Jugendliche ehrenamtlich bei einer israelisch-palästinensischen Friedensinitiative tätig. Ihren Entführern sagte sie: "Ich habe Freunde in Palästina."

Die ebenfalls vom Armeestützpunkt in Nahal Oz entführte Soldatin Daniella Gilboa ist auf den Aufnahmen der Entführung offenbar am Bein verletzt und humpelnd zu sehen. Sie war in mehreren von der Hamas verbreiteten Geisel-Videos zu sehen. Sie habe schreckliche Angst um ihr Leben, sagte die 20 Jahre alte Frau in einem davon.

Daniella Gilboa (Archivbild)

Daniella Gilboa (Archivbild)

Im November 2024 teilte die Hamas mit, eine in den Gazastreifen entführte Israelin sei bei einem Angriff der israelischen Armee getötet worden. Sie verbreitete auch Aufnahmen, die unter anderem ein Tattoo der getöteten Geisel zeigen sollen. Damals gab es Berichte, es handle sich um Gilboa. Israel bestätigte diese Behauptung nicht. Die junge Frau spielt laut israelischen Medien Klavier und träumt davon, Sängerin zu werden.

Herzog begrüßt Geiseln

Der israelische Präsident Izchak Herzog begrüßte die freigekommenen Soldatinnen überschwänglich. "Daniella, Liri, Naama und Karina - ihr seid Heldinnen! Willkommen zurück zu Hause!", schrieb er auf X. "In diesem Moment weint eine ganze Nation und freut sich mit euch." Für die Wiedereingewöhnung nach 477 Tagen in Gefangenschaft im Gazastreifen wünsche er den jungen Frauen Stärke sowie Liebe und Unterstützung durch die Menschen um sie herum.

Gleichzeitig erinnerte Herzog an die Ängste und Sorgen der Familien, deren Angehörige weiterhin in der Gewalt der Hamas sind. "Wir werden nicht ruhen, bis wir alle unsere Schwestern und Brüder aus der Hölle der Gefangenschaft in Gaza zurückbringen", betonte er.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 25. Januar 2025 um 17:00 Uhr.