Gazastreifen Vier weitere israelische Geiseln frei
Vier weitere Geiseln sind im Gazastreifen freigelassen worden. Die Terrororganisation Hamas hatte sie zunächst an das Internationale Rote Kreuz übergeben. Inzwischen hat das Militär sie nach Israel gebracht. Es handelt sich um Soldatinnen.
Im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas sind vier weitere Geiseln im Gazastreifen freigelassen worden. Es handelt sich laut Israels Militär um die Soldatinnen Liri Albag, Naama Levy, Karina Ariev und Daniella Gilboa.
Sie waren zunächst in Gaza-Stadt von der Hamas an das Internationale Kommitee des Roten Kreuzes (IKRK) übergeben worden, später dann vom IKRK an die israelische Armee. Wie diese mitteilte, sind die vier jungen Frauen inzwischen in Israel angekommen.
Späherinnen von Militärbasis verschleppt
Sie waren am 7. Oktober 2023 von Hamas-Terroristen von der Militärbasis Nahal Oz, nahe des Gazastreifens, verschleppt worden. Die Hamas veröffentlichte anschließend verstörende Aufnahmen, die die jungen Frauen, damals 18 und 19 Jahre alt, gefesselt, verängstigt und blutüberströmt sowohl bei der Gefangennahme in Israel als auch bei ihrer Ankunft in Gaza zeigen.
Die Soldatinnen gehörten einer Späherinnen-Einheit an, deren Mitglieder vor dem Hamas-Terrorüberfall Vorgesetzte vergeblich vor verdächtigen Aktivitäten im Gazastreifen gewarnt hatten.
Geiseln auf Bühne geführt
Wie bereits bei der Freilassung von drei weiblichen Geiseln vergangene Woche nutzte die Terrororganisation Hamas die Übergabe erneut für eigene Propaganda-Zwecke. Auf Live-Bildern war zu sehen, wie IKRK-Mitarbeiter gemeinsam mit Hamas-Verantwortlichen Unterlagen unterzeichnen, auf einer mitten in Gaza-Stadt errichteten Bühne vor einer Wand mit Propaganda-Botschaften der Hamas. Ehe die Frauen dann in Fahrzeuge des Roten Kreuzes steigen konnten, wurden sie ebenfalls auf die Bühne geführt. Dort winkten sie der auf dem Platz versammelten Menge zu.
Ob die Frauen aus freien Stücken oder unter Drohungen handelten, war unklar. Nach wenigen Minuten verließ der Konvoi des Roten Kreuzes den Platz.
Die Freigelassenen sollten zunächst ärztlich untersucht und laut der Nachrichtenseite ynet nach Ankunft auf israelischem Gebiet direkt ihre Eltern treffen. Anschließend sollen die Frauen dann in eine Klinik bei Tel Aviv gebracht werden, wo sie weitere Angehörige treffen.
"Die israelische Regierung begrüßt die vier Rückkehrer", teilte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in einer ersten Stellungnahme mit. Die Armee veröffentlichte ein Video vom Empfang der vier Freigelassenen durch Armeeangehörige. Darauf ist zu sehen, wie die Frauen aus einem IKRK-Fahrzeug aussteigen und winken. Sie werden von Soldatinnen begrüßt. Einige nehmen die freigelassenen Israelinnen in den Arm.
Hunderte Menschen versammeln sich in Tel Aviv
Während die Hamas im Gazastreifen die Geiselübergabe inszenierte, hatten sich auf dem als "Geiselplatz" bekannt gewordenen Platz in Tel Aviv Hunderte Menschen versammelt, um die Freilassung in einem Livestream zu verfolgen. Viele hielten Fotos weiterer Geiseln hoch.
Im Gazastreifen werden noch 90 aus Israel Entführte festgehalten, davon sind israelischen Angaben zufolge mehr als 30 für tot erklärt worden. In den kommenden Wochen, der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens, sollen noch weitere 26 Geiseln freigelassen werden. Laut der Nachrichtenseite ynet dürften acht von ihnen nicht mehr am Leben sein.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari pochte in einer Ansprache auf die Rückkehr der Familie, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, sowie einer weiteren Zivilistin, die Berichten zufolge ebenfalls deutsche Staatsbürgerin ist. Die Hamas habe gegen die Vereinbarung verstoßen, indem sie zunächst die Soldatinnen freiließ, sagte er. Man sei in großer Sorge um die Familie Bibas mit den beiden kleinen Jungen.
Während es zu der vierköpfigen Familie bislang keine gesicherten Informationen gibt, soll die angesprochene Zivilistin nach Angaben der Terrororganisation "Palästinensischer Islamischer Dschihad" (PIJ) am Leben sein. Wie ein PIJ-Vertreter der Nachrichtenagentur dpa sagte, soll sie kommende Woche freigelassen werden. Der Fernsehsender Kanal 12 berichtete, dass Israel von den Terrorgruppen im Gazastreifen Beweise verlangen könnte, dass die Frau tatsächlich noch am Leben ist.
70 palästinensische Häftlinge nach Ägypten gebracht
Später will Israel nach und nach palästinensische Häftlinge freilassen. Das Abkommen sieht vor, dass Israel für jede Soldatin 50 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlässt, darunter 30 Personen, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. Die Hamas veröffentlichte eine Liste mit 200 Namen.
70 der 200 Häftlinge wurden laut dem ägyptischen Staatssender Kahera TV inzwischen nach Ägypten entlassen. Sie seien auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen eingetroffen, berichtete der Sender. Das Abkommen sieht vor, dass Gefangene, die wegen besonders schwerer Straftaten verurteilt worden waren, nicht in die Palästinensergebiete zurückkehren, sondern ins Exil geschickt werden.
Vergangene Woche hatte Israel 90 palästinensische Häftlinge freigelassen. Laut der Hamas habe es sich um 69 Frauen und 21 männliche Jugendliche gehandelt.