Ministerin Schulze in Damaskus Deutschland unterstützt Syriens Gesundheitssystem
Entwicklungsministerin Schulze ist nach Syrien gereist und versprach dort Hilfe beim Wiederaufbau des Gesundheitssystems. Zugleich betonte sie: Als politische Unterstützung für die neuen De-facto-Machthaber sei das nicht zu verstehen.
Deutschland will Syrien nach dem Machtwechsel beim Wiederaufbau des Gesundheitssystems unterstützen. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze kündigte bei einem Besuch in Damaskus den Aufbau von Klinikpartnerschaften zwischen deutschen und syrischen Krankenhäusern an.
Die SPD-Politikerin traf in der syrischen Hauptstadt Vertreter der Übergangsregierung, Ärzte und den De-facto-Gesundheitsminister Maher al-Scharaa, einen Bruder des neuen Machthabers Ahmed al-Scharaa.
"Nach mehr als 50 Jahren Diktatur und 14 Jahren Bürgerkrieg hat Syrien jetzt die Chance auf eine friedliche und stabile Entwicklung", sagte Schulze. "In meinen Gesprächen mit der syrischen Diaspora spüre ich eine große Motivation, sich für den gesellschaftlichen Neuanfang in Syrien zu engagieren."
Schulze verwies darauf, dass in Deutschland nach Regierungsangaben rund 5.800 Ärzte mit syrischem Pass arbeiten, viele weitere aus Syrien stammende Mediziner seien inzwischen eingebürgert. Hinzu kämen mehr als 2.000 Pflegerinnen und Pfleger.
Im Rahmen der Partnerschaften sollen Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland nach Syrien reisen, um dort medizinische Trainings anzuleiten. Auch Fortbildungen syrischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland seien möglich. Das Programm gibt es bereits in 52 Ländern.
Viele Krankenhäuser im Land zerstört
Schulzes Ministerium sieht enorme Herausforderungen im traditionell eigentlich sehr starken syrischen Gesundheitswesen. Zur Zeit des Regimes des syrischen Diktators Baschar al-Assad seien viele Krankenhäuser in den Rebellengebieten gezielt bombardiert worden. Mehr als ein Drittel der Krankenhäuser ist demnach nicht mehr funktionstüchtig. Hinzu komme, dass mehr als die Hälfte des Gesundheitspersonals aus dem Land geflohen sei.
Schulze wird bei ihrem Besuch von einem syrischen Arzt begleitet, der in Deutschland arbeitet. Iyad Durmus sagte, die Zahl der syrischen Ärzte, die seit Jahren in Deutschland vergeblich auf eine Anerkennung ihrer Ausbildung warteten, sei groß. "Ich erwarte, dass von diesen Menschen viele zurückgehen werden."
Zugleich deutete Syriens Außenminister Asaad al-Schaibani am Rande seines Treffens mit Schulze an, dass er keine Notwendigkeit für eine rasche Rückkehr seiner Landsleute aus Deutschland in die alte Heimat sieht. "Sie sind dort in Sicherheit", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Den Flüchtlingen, die in Deutschland aufgenommen worden seien, gehe es zudem besser als vielen syrischen Flüchtlingen und Vertriebenen in anderen Regionen.
Schulze sieht Syrien als "strategisch wichtiges Land"
Am 8. Dezember war der langjährige Machthaber Assad von einer Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gestürzt worden, die das arabische Land nun mit einer von ihr ernannten Übergangsregierung führt.
"Es wäre falsch, in diesem historischen Zeitfenster nicht alles dafür zu tun, Syrien bei einem friedlichen Neuanfang zu unterstützen", sagte Schulze. Gleichzeitig betonte sie, alle von Deutschland ausgewählten Projekte würden nicht mit den syrischen De-facto-Machthabern, sondern ausschließlich über Hilfswerke der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen umgesetzt.
Der Neuanfang werde nur gelingen, "wenn die Menschen in Syrien sich ernähren können, Kinder in die Schule gehen und es Gesundheitsversorgung gibt", unterstrich die Ministerin und führte aus: "Wenn wir Schulen unterstützen, müssen alle Kinder in die Schule gehen dürfen - egal, welche Religion sie haben oder ob sie Mädchen oder Jungen sind." Die nächste Bundesregierung wäre "klug beraten", die Kontakte zu Syrien zu suchen, denn das sei "ein strategisch wichtiges Land."