Scholz zum Holocaust-Gedenktag "Wir müssen die Erinnerung hochhalten"
Kanzler Scholz mahnt, das Erinnern der jungen Generation an den Holocaust zu fördern. Er und andere Spitzenpolitiker reisen heute wegen des 80. Jahrestags der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz nach Polen.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat angesichts des 80. Jahrestages der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz zu mehr Erinnerungskultur aufgerufen. "Es muss uns bedrücken, wie viele junge Menschen in Deutschland kaum noch etwas über den Holocaust wissen", sagte Scholz der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft sowie der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. Das sei eine Mahnung und "ein Auftrag an alle, daran etwas zu ändern".
Angesichts der abnehmenden Zahl der Zeitzeugen sagte Scholz, es sei "wichtig, dass wir möglichst vielen jungen Menschen ermöglichen, mit den noch lebenden Zeitzeugen zu sprechen. Und wir müssen die Erinnerung hochhalten, wenn die letzten Zeugen einmal nicht mehr leben."
Eine der letzten Gedenkfeiern mit Überlebenden
Delegationen aus 55 Ländern werden heute vor Ort der Millionen Opfer des Holocaust gedenken. An der Zeremonie nehmen zahlreiche Staats- und Regierungschefs teil, im Mittelpunkt sollen jedoch die Überlebenden stehen. Rund 50 ehemalige Häftlinge aus Auschwitz und anderen Konzentrationslagern werden dabei sein, drei oder vier von ihnen halten die zentralen Ansprachen.
"Ich gehe davon aus, dass in ihren Stimmen Hinweise und Aufrufe an uns zu hören sind, wie man die Welt gestalten sollte", sagte Gedenkstättenleiter Piotr Cywinski der Nachrichtenagentur PAP. Er verwies darauf, dass angesichts des wachsenden Populismus und Informationschaos heutzutage Orientierung notwendig sei. "Ihre Erfahrung zählt dazu."
Auschwitz ist zum Synonym für den Holocaust geworden. In das größte deutsche Konzentrationslager nahe der polnischen Kleinstadt Oswiecim in der Nähe von Krakau wurden zwischen 1940 und 1945 weit mehr als eine Million Menschen aus ganz Europa deportiert. Der überwiegende Teil waren Juden, dazu kamen etwa 140.000 Polen, Zehntausende Sinti und Roma sowie Tausende politische Häftlinge anderer Nationalität. Die Zahl der im KZ Auschwitz und vor allem im dazugehörigen Vernichtungslager Birkenau Ermordeten wird auf etwa 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen geschätzt.
Steinmeier und Scholz nehmen teil
Es könnte eine der letzten Gedenkfeiern mit Überlebenden sein. Das frühere deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau steht symbolhaft für den Holocaust und das Grauen des Nationalsozialismus. Rund 1,1 Millionen Menschen wurden hier zwischen 1940 und 1945 erschossen, in Gaskammern ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten. Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Soldaten das Lager im von der Wehrmacht besetzten Polen und befreiten etwa 7.000 Überlebende.
Aus Deutschland reisen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger und Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau zur Gedenkfeier an - fast die gesamte Staatsspitze. Außerdem gehören Vizekanzler Robert Habeck und Finanzminister Jörg Kukies zur deutschen Delegation. CDU-Chef Friedrich Merz ist aus Termingründen nicht dabei.