Aqqalu Jerimiassen (von links), Jens-Frederik Nielsen, Mute B. Egede und Vivian Motzfeldt.
Player: videoUnliebsamer Besuch: US-Vizepräsident Vance reist mit seiner Ehefrau nach Grönland

Reaktion auf US-Besitzansprüche Grönland wappnet sich mit breiter Koalition gegen Trump

Stand: 28.03.2025 21:28 Uhr

In Grönland geht es angesichts der Besitzansprüche aus den USA darum, politisch Geschlossenheit zu zeigen: Zwei Wochen nach der Wahl haben nun vier der fünf Parlamentsparteien eine Koalition vereinbart.

Der Druck aus Washington auf das autonome dänische Territorium ist groß: Angesichts der wiederholt geäußerten Besitzansprüche von der neuen US-Regierung wollen sich die grönländischen Politikerinnen und Politiker breit aufstellen und Einigkeit signalisieren: Vier der fünf Parlamentsparteien beschlossen eine Zusammenarbeit. Der neue Regierungschef Jens-Frederik Nielsen von der sozialliberalen Partei Demokraatit und die Spitzen von drei weiteren Parlamentsparteien unterzeichneten in der Hauptstadt Nuuk einen Koalitionsvertrag.

Auch die linke Inuit Ataqatigiit (IA) des bisherigen Regierungschefs Múte B. Egede ist Teil der neuen Regierung. Nur die auf eine schnelle Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark pochende Partei Naleraq steht außen vor - sie bildet nun alleine die Opposition im grönländischen Parlament Inatsisartut. Im Wahlkampf hatten sich einzelne Politiker der nationalistischen Partei offen gezeigt, Vorschläge der US-Regierung zu einer möglichen Übernahme zu erwägen.

Nielsen: "Gemeinsam sind wir am stärksten"

Eine solch breite Regierungszusammenarbeit ist in Grönland sehr ungewöhnlich, wird aber als Reaktion auf die wiederholten Aussagen von Trump betrachtet. "Es ist eine Zeit, in der wir als Bevölkerung unter Druck stehen", sagte Nielsen nach Angaben des grönländischen Rundfunksenders KNR bei der Präsentation der neuen Regierung. "Wir müssen zusammenhalten. Gemeinsam sind wir am stärksten."

Der erst 33 Jahre alte Nielsen wird nun neuer Regierungschef von Grönland. Sein Vorgänger Egede wird Finanz- und Steuerminister. Die Grönländer hatten vor zwei Wochen ein neues Parlament gewählt.

Besuch von JD Vance sorgt für neue Spannungen

Die Präsentation der Koalition fiel auf denselben Tag, an dem US-Vizepräsident JD Vance den Standort der US-Raumfahrttruppe in Pituffik an der Nordwestküste besuchte.

Die US-Amerikaner waren offiziell nicht eingeladen, ihr Besuch sorgte einmal mehr für diplomatische Spannungen zwischen Dänemark und den Vereinigten Staaten. Der bisherige grönländische Regierungschef Egede bezeichnete den Besuch als inakzeptabel.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte, der Besuch aus den USA, der ursprünglich auf drei Tage angelegt war, habe "inakzeptablen Druck" erzeugt. Sie erklärte, dass Dänemark mit den USA beim Thema Verteidigung und Sicherheit zusammenarbeiten wolle. Grönland gehöre aber der grönländischen Bevölkerung.

In Grönland leben 57.000 Menschen. Bis 1953 war die Insel eine dänische Kolonie. Seit 1979 ist sie in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über Außen- und Verteidigungspolitik immer noch die ehemalige Kolonialmacht Dänemark.

Karte: Grönland, Dänemark und USA

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. März 2025 um 17:17 Uhr.