Bundestagswahl 2025
Koalitionsoptionen Bleibt Schwarz-Gelb eine Utopie?
Die meisten Unions-Wähler wünschen sich eine Koalition mit der FDP. Doch die bangt um den Wiedereinzug in den Bundestag. CDU-Chef Merz hat nun FDP-Stimmen als verloren bezeichnet. Das kommt nicht überall gut an.
Vor wenigen Tagen stand Stefan Wolf vor dem Brandenburger Tor. Beim "Wirtschaftswarntag" mahnte der Chef der Metall-Arbeitgeber: Die Lage des Standortes sei dramatisch, nur mit einer Wirtschaftswende könne der Standort noch gerettet werden.
Seine Hoffnung setzt Wolf dabei auf eine schwarz-gelbe Koalition. SPD und Grüne stünden für ein "Weiter so" und damit nicht für die nötigen Kursänderungen in der Wirtschaftspolitik, so Wolf gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio.
Das Problem: Eine Regierung allein aus Union und FDP, wie sie sich Wolf nach der Bundestagswahl erhofft, ist äußerst unwahrscheinlich. Selbst wenn die FDP den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen sollte, käme Schwarz-Gelb rechnerisch kaum auf eine Mehrheit der Mandate im Bundestag.
Keine Rücksicht auf die Liberalen
Dazu kommt: In den meisten Umfragen kommt die FDP lediglich auf vier Prozent, so auch im aktuellen ARD-Deutschlandtrend. Der CDU-Vorsitzende und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hält Stimmen für die FDP daher für verloren - verloren für die FDP und damit verloren für das bürgerliche Lager. Rücksicht auf die Liberalen sei daher im Wahlkampf nicht angebracht.
Zumal Merz der FDP nach wie vor ankreidet, dass sie mit der Ampelkoalition das neue Wahlrecht durchgesetzt hat. "Wir brauchen für unsere Wahlkreiskandidatinnen und -kandidaten in ganz Deutschland die Zweitstimme", so Merz gegenüber dem WDR. Nur mit einer ausreichenden Zweitstimmendeckung kämen die gewählten Direktkandidaten der Union auch tatsächlich in den Bundestag.
Merz wünscht sich bei den Koalitionspartnern Auswahl
Der Politikwissenschaftler Uwe Jun kann die Haltung von Merz vor allem mit Blick auf mögliche Koalitionsgespräche gut nachvollziehen. Merz wolle im Fall eines Wahlsiegs aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. Da helfe ihm jede Stimme, um gegenüber möglichen Regierungspartnern besser aufgestellt zu sein.
Merz habe schon deutlich gemacht, dass er sich die Auswahl aus zwei möglichen Koalitionspartnern wünscht. Wofür nach aktuellem Umfragestand eben nur SPD und Grüne infrage kommen.
Damit aber wollen sich weder die FDP noch CDU-Politiker wie die frühere Familienministerin Kristina Schröder zufriedengeben. Schröder, die sich jetzt in der Denkfabrik R21 engagiert, bezweifelt, dass es nur Wechselwähler zwischen Union und FDP gibt.
"Gerade unter den Wählern, die in den letzten Jahren eher Nicht-Wähler waren oder die wir an die AfD verloren haben, gibt es eine große Sehnsucht nach einer Politikwende", sagt Schröder. Für eine solche fundamentale Wende in den großen Themen Migration und Wirtschaft stünde lediglich eine schwarz-gelbe Koalition. Würden sich Union und FDP auf dieses Ziel verständigen, könnten sie bis zum Wahltag noch zusammen zulegen, glaubt Schröder.
FDP formuliert Absage an Koalition mit den Grünen
Immerhin konnten im jüngsten ARD-Deutschlandtrend sowohl Friedrich Merz als auch Christian Lindner bei der Frage nach der Politikerzufriedenheit jeweils mehrere Prozentpunkte gewinnen.
FDP-Chef Lindner will darauf beim anstehenden Parteitag am Sonntag aufbauen. Unter anderem mit seiner Absage an eine Koalition mit den Grünen. Davon erhofft sich Lindner Klarheit bei den Wählerinnen und Wählern. Das Problem: Damit wird die Auswahl an möglichen Regierungskoalitionen weiter beschränkt. Ein Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen wäre dann ausgeschlossen.
Dazu kommt: Merz setzt nach den Problemen, die sich im Dreier-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP gezeigt haben, ganz klar auf die Koalition mit einem Partner. Die Hoffnung, dass es allein mit der FDP reicht, hat er aber offenbar nicht.