Sachsen Darum geht es Jugendämtern so schlecht - auch in Leipzig
Eine ARD-Recherche hat gezeigt, dass Jugendämter deutschlandweit stark überlastet sind. In einer Umfrage des WDR gaben 150 Jugendämter an, dass sie den Kinderschutz aktuell nicht gut gewährleisten können. Auch in Leipzigs Jugendamt gibt es eine Überlastung der Mitarbeitenden.
- In den Jugendämtern herrscht Personalnot.
- Kommunen wie die Stadt Leipzig stehen in finanzieller Verantwortung.
- Vor allem die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen bereitet den Ämtern Schwierigkeiten.
Das Jugendamt in Leipzig ist eines der größten in Deutschland. Auch diese Behörde hat mit Überlastungen zu kämpfen. Dabei geht es vor allem um den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) im Jugendamt. In den vergangenen zwei Jahren sei es allerdings in Leipzig gelungen, die hohen Fallzahlen pro Mitarbeiter zu halbieren, informiert das Jugendamt.
Diese Halbierung sei durch Umstrukturierungen und neue Lösungsansätze möglich gewesen, beschreibt der Leipziger Amtsleiter Silko Kamphausen den Weg. "2023 hatten wir tatsächlich einen Fallzahlschlüssel von 1:80. Da sind Kollegen, die krankheitsbedingt ausgefallen waren, noch nicht einmal rausgerechnet. Jetzt sind wir immer noch bei sportlichen 1:40." 2024 sei aber die Zahl der Anzeigen wegen Kindeswohlgefährdung gesunken. Das wirke sich positiv auf die Bilanz aus.
Jede zehnte Stelle nicht besetzt
Dennoch sind im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) immer noch zehn Prozent der Stellen unbesetzt. "Ein Problem bei der Personalnot ist die hohe Fluktuation innerhalb des Jugendamts", erklärt die Bürgermeisterin für Jugend und Schule, Vicki Felthaus, dazu. Die Arbeit im ASD sei sehr schwer und auch persönlich herausfordernd.
Bund legt fest, Kommunen müssen zahlen
Das Jugendhilferecht ist ein Bundesrecht, die Vorgaben umsetzen müssen die Jugendämter auf kommunaler Ebene. Dazu gehören familienerhaltende Maßnahmen, Kurse für Kompetenzschulungen, Betreuungen und Begleitungen von Familien. Für die Bezahlung ihrer Arbeit seien die Jugendämter von ihrer jeweiligen Kommune abhängig, weiß Bürgermeisterin Felthaus.
Sie fühlt sich bei der Fülle der komplexen Aufgaben auch allein gelassen: "Das kann man nicht der Finanzlage der Kommunen überlassen. Deswegen geht es manchen Jugendämtern auch so schlecht. Wenn der Stadt das Geld fehlt, dann kann sie auch nicht den Betreuungsschlüssel verbessern."
Wenn der Stadt das Geld fehlt, dann kann sie auch nicht den Betreuungsschlüssel verbessern. Vicki Felthaus | Bürgermeisterin für Jugend und Schule der Stadt Leipzig
Probleme bei der Unterbringung
Nötig seien vor allem mehr und auch passende Angebote für die Bedürfnisse der Kinder und Familien, erklärt Felthaus weiter. "Zur Zeit müssen wir rund 200 Kinder außerhalb von Leipzig unterbringen, weil hier Angebote fehlen. Dabei geht es gar nicht immer nur ums Geld."
Eine der größten Herausforderungen sei es, Pflegefamilien zu finden, um Kinder im Alter von null bis sechs Jahren unterbringen zu können, falls es zu einer sogenannten Inobhutnahme kommt.
Eine der größten Herrausforderungen ist die Unterbringung von Kindern. (Archivbild)
Die Recherche des WDR zeigt, dass gerade diese Unterbringung von Kindern deutschlandweit ein großes Problem ist. So kommt es vor, dass Kinder bei Problemen dennoch länger in ihren Familien bleiben müssen, im Jugendamt übernachteten oder bei den Sozialarbeitern zu Hause unterkamen.
Die aufwendige Suche nach Unterkünften für Kinder und Jugendliche ist nach WDR-Recherchen der häufigste Grund für die Überlastung von Mitarbeitern im ASD.
Zur Zeit müssen wir rund 200 Kinder außerhalb von Leipzig unterbringen, weil hier Angebote fehlen. Dabei geht es gar nicht immer nur ums Geld. Vicki Felthaus | Bürgermeisterin für Jugend, Schule und Demokratie in Leipzig
MDR (lew/sys)