Bürgerversammlung in Dommitzsch zum Windpark

Sachsen Zwischen Angst und klammen Kassen: Gegenwind zu geplanten Windrädern in Dommitzsch

Stand: 09.01.2025 13:15 Uhr

In Dommitzsch gibt es Streit um den geplanten Bau von Windrädern. Im Stadtwald "Labaun" sollen bis zu zehn Windräder errichtet werden. Die Stadt Dommitzsch im Landkreis Nordsachsen will ihre Waldflächen an die Betreiberfirma EnviaTherm verpachten, die dort eine Millioneninvestition plant. Am Dienstagabend hatten sich Vertreter des Planungsbüros, der Betreiberfirma und der zuständigen Behörde in einer Bürgerversammlung mit Interessierten ausgetauscht.

Von MDR SACHSEN

Kritik an den Windkraft-Plänen kommt von der Bürgerinitiative "Pro Labaun", die sich für den Erhalt des über 100 Jahre alten Waldes einsetzt. Nach Angaben von Gabine Heinze, einer Sprecherin der Initiative, liegt der Stadtwald nicht nur im Landschaftsschutzgebiet "Dübener Heide", sondern beherbergt auch ein Vogelschutzgebiet sowie streng geschützte Tier- und Pflanzenarten.

Klammer Haushalt spricht für Windkraft

Falls der Windpark kommt, winken dem klammen Stadthaushalt Pachteinnahmen in Höhe von etwa 45 Millionen Euro, der Pachtvertrag wäre auf 30 Jahre ausgelegt. Dazu kämen noch mögliche Einnahmen durch die EEG Umlage und die Gewerbesteuer. Bürgermeister Bernd Schlobach (parteilos) will deshalb auch einen Bürgerentscheid nicht ausschließen: "Ich habe mit Gegenwind gerechnet, damit muss man leben heutzutage in der Demokratie. Wir haben uns ja auch als Stadtrat im Vorfeld schon 2022 damit beschäftigt und kontrovers darüber diskutiert."

Vorreiterrolle für Sachsen

Laut Schlobach ist der Windpark allerdings ein Weg, um die Energiewende für Deutschland, den Freistaat Sachsen und den Landkreis umzusetzen. Die Windräder sollen bis zu 267 Meter hoch werden und damit fast doppelt so hoch wie die Windräder im benachbarten Prettin (Sachsen-Anhalt) auf der anderen Elbseite.

Enrico Spaeth von der Firma EnviaTherm erklärt, dass es sich um mittelgroße Anlagengröße handeln würde, für Sachsen sei dies allerdings relativ groß. "Das ist hier insgesamt ein Thema, weil Windkraft im Wald in Sachsen bislang keine Rolle spielt, Dommitzsch könnte damit ein Vorreiter in Sachsen sein. In anderen Bundesländern ist Windkraft im Wald hingegen schon gelebte Praxis mit jahrelanger Erfahrung."

Bürgerinitiative hat Angst vor Naturschäden und Infraschall

Gabine Heinze von der Bürgerinitiative "Pro Labaun" warnt vor den Auswirkungen der Windräder: "Die Windräder ziehen sich über den gesamten Wald von der einen Ecke zur anderen. Wir sehen, dass die streng geschützten Vögel den Windrädern ausgesetzt werden und Fledermäuse sterben werden. Wir sehen auch die Gesundheit der Bürger gefährdet durch die Schattenwirkung der Windräder, durch Schall- und Lichtemissionen."

Heinze befürchtet auch Auswirkungen durch den von Windkraftanlagen erzeugten Infraschall. Wissenschaftliche Studien konnten die angebliche Wirkung von Infraschall auf den Menschen bisher nicht nachweisen und gehen daher von keiner Gesundheitsgefährdung aus. Heinze betont weiterhin, dass trotz Klimaschutz die Natur nicht geopfert werden dürfe.

MDR (kav/lew)