Sachsen Hat der Dresdner Fernsehturm bei knappen Kassen eine Zukunft?
Im Jahre 2018 ist im Bundestag ein für Dresden langersehnter Beschluss gefallen: Die Wiedereröffnung des Fernsehturms wird mit Bundes-und Landesmitteln in Höhe von 18,4 Millionen Euro gefördert. Seitdem ist hinter den Kulissen einiges an Planungsarbeit passiert, ein Betreiber wurde gefunden, erste Pläne vorgestellt. Doch dann kam der 11. September 2024 - und mit dem Einsturz der Carolabrücke und dem notwendigen Neubau musste Kassensturz gemacht werden.
- Der Turmeigentümer arbeitet an der Wiedereröffnung.
- Seit 24 Jahren ist der Funkturm für Besucher geschlossen.
- Zu den Plänen gehört auch ein spezielles Verkehrskonzept für den Turm.
Die Stadt Dresden überlegt nun, ob sie sich die fünf Millionen Eigenanteil für den Fernsehturm überhaupt noch leisten kann. Die Millionen von Bund und Land können nicht einfach in den Wiederaufbau der Carolabrücke umgeleitet werden, dazu wären ein neuer Bundestags- und Landtagsbeschluss nötig.
Eigentümer des Turms arbeitet an Wiedereröffnung
Die Eigentümerin der Fernsehturms, die Deutsche Funkturm, ist seit anderthalb Jahren mit der Zukunft des Turms als Sehenswürdigkeit beschäftigt und hat dafür auch bereits rund 560.000 Euro von der Stadt erhalten.
Peer Kollecker von der Deutsche Funkturm GmbH sagte MDR SACHSEN: "Wir haben einen klaren Zeitplan, der sieht vor, dass wir bis zum Anfang nächsten Jahres die sogenannte Entwurfsplanung abschließen wollen." Danach könne der Bauantrag gestellt werden.
Die Bausubstanz der Fernsehturms ist in Ordnung.
Fernsehturm seit 1991 für Besucher geschlossen
Seit 1991 ist der Fernsehturm für Besucher geschlossen. Ungenutzt ist er aber nicht. Er ist immer noch der wichtigste Funkstandort für Dresden. DVBT, analoger und digitaler Hörfunk, Mobilfunk und Sicherheitsbehörden nutzen den Turm, und baulich ist er in einwandfreiem Zustand. Nur eben nicht geeignet für die 230.000 Besucher pro Jahr.
Im Geschmack der 70er-Jahre versprach die Fernsehturm-Gastronomie Genuss mit Fernblick. (Archivbild)
Anwohner finden Verkehrskonzept nicht schlüssig
Für die Besucher braucht es auch ein Verkehrskonzept - ursprünglich 45 Millionen Euro teuer und zusätzlich von der Stadt zu bezahlen. Kürzlich wurde eine deutlich abgespeckte Variante vorgestellt, die ein zweistöckiges Parkhaus vorsieht.
Die Anwohner sind enttäuscht und fragen sich, ob das Verkehrskonzept nachhaltig ist.
Beim Verkehrskonzept soll nach aktuellem Stand auf ein Parkhaus gesetzt werden.
Ältere Bewohner erinnern sich an vergangene Tage: Nach ihren Erfahrungen wird ein Fernsehturm mit Fernblick sehr unregelmäßig genutzt. Bei gutem Wetter strömten Besucher in Massen, erinnert sich Jan Weigel, der gleich nebenan aufwuchs und wohnt.
An trüben und nieseligen Herbst- und Winterwochen seien hingegen tagelang gar keine Ausflügler gekommen. In diesen Wochen stünde ein Parkhaus mitten im Landschaftsschutzgebiet nutzlos leer.
MDR (lam/Katrin Claußner)