Sachsen Schlafendes Pferd statt Reiterstandbild für Chemnitz
Das Besucherzentrum der Kulturhauptstadt Chemnitz empfängt seine Gäste künftig mit einem Skupturen-Ensemble. Die Idee und das Geld dafür stammen von einem Chemnitzer Unternehmer, der für die Kulturhauptstadt brennt.
Sechs Großplastiken prägen seit Freitag das Gelände rund um das Besucherzentrum der Kulturhauptstadt Chemnitz. Die Idee für das Skulpturen-Ensemble namens "Collateral Sculptures" stammt von Udo Pfeifer. Der Chemnitzer Unternehmer ist in den vergangenen Monaten quasi zu einem Experten in Sachen moderner Kunst geworden.
Der Unternehmer Udo Pfeifer aus Chemnitz hatte die Idee für den Skulpturenpark - und das Geld.
Anspruch: Nicht zu gefällig, dafür spannungsreich
Am Anfang stand die Idee, das Umfeld des Besucherzentrums attraktiver zu gestalten: "Wir haben uns auf die Strümpfe gemacht und nach einem Partner gesucht, der uns hier unterstützen kann. Und so sind wir bei den Kunstsammlungen Chemnitz gelandet. Wir haben versucht, nicht so ganz gefällige Dinge nur für uns zu gewinnen, sondern auch ein paar Sachen mit Spannungen, über die man diskutieren kann, was einen breiteren Interpretationsspielraum mitbringt." Pfeifer hat die Plastiken nicht nur mit ausgesucht. Er hat einige bezahlt und bei anderen die Mietkosten übernommen. Über die Summe schweigt er dezent.
Künstlerische und logistische Herausforderung
Pfeifer ist mit einer Mitarbeiterin der Kunstsammlungen Chemnitz auf die Kunstmesse Art Basel gefahren, hat Bücher und Kataloge gewälzt und viele Gespräche geführt. Das Ergebnis sind sechs Plastiken von zeitgenössischen Künstlern. Diese Kunstwerke wurden auf dem Außengelände rings um die Hartmannfabrik, das Besucherzentrum der Kulturhauptstadt, aufgestellt.
Nicht nur die Auswahl sei eine Herausforderung gewesen, blickt Udo Pfeifer auf die letzten Wochen zurück: "Die große Geier-Plastik ist in zwei Teilen auf einem 40-Tonner-Lkw nach Chemnitz transportiert worden. Hier musste sie dann mit einem großen Kran aufgebaut werden." Aber der Stress habe sich gelohnt, findet Pfeifer: "Ich bin total happy, dass das alles so gut geklappt hat. Ich freue mich schon, wenn das dann abends schön angestrahlt wird. Das sieht fantastisch aus."
Ich freue mich schon, wenn das dann abends schön angestrahlt wird. Das sieht fantastisch aus. Udo Pfeifer | Unternehmer und Kunstmäzen
Wenn Denkmäler das Gegenteil von Macht zeigen
Ausgewählt wurden Kunstwerke, die zugänglich sind, aber dennoch zu Diskussionen anregen. Wieetwa die Plastik eines schlafenden Pferdes des Künstlerkollektivs Mutter/Genth. Hat es für ein Reiterstandbild nicht gereicht? "Gute Frage", lacht Ulrich Genth. "Aber das ist schon eine bewusste Entscheidung, dass das Pferd liegt. Das nimmt Bezug auf ein Reiterstandbild, formuliert aber eine andere Haltung." Reiterstandbilder repräsentierten Herrscher und deren Macht. Das Pferd sei nur Mittel zum Zweck. "Wir haben den Spieß umgedreht und das Pferd in einer entspannten, schlafenden Position gezeigt." Durch Denkmäler könne man auch das Gegenteil von Macht, nämlich Empathie und Mitgefühl, zeigen.
Chemnitzer packen an
Zu sehen sind auch eine Installation aus Baumaterialien, ein riesiger Geier, ein bronzener Cyber-Faun und ein Wandgemälde an der Fassade eines Nebengebäudes. Kulturhauptstadt-Chef Stefan Schmidtke ist über die künstlerische Aufwertung des Besucherzentrums froh: "Wir freuen uns, dass das Umfeld nun eine eigene künstlerische Struktur bekommen hat. Das ist ein echter Hingucker. Umso besser, dass die Initiative von einem Chemnitzer kommt."
Selber mitmachen - das sei ja das Konzept der Kulturhauptstadt Chemnitz. Die Plastiken werden das gesamte Jahr lang an der Hartmann-Fabrik stehen. Und möglicherweise kommen sogar weitere Werke hinzu, sagt Kunstmäzen Pfeifer.
MDR (mwa)