Lage im Nahen Osten ++ Israel greift Huthi-Stellungen im Jemen an ++
Das israelische Militär hat Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen bombardiert. Nach den Worten von US-Präsident Biden sind bei den Gesprächen über einen Geisel-Deal "echte Fortschritte" zu erkennen. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Israel bombardiert Huthi-Stellungen
- EU stellt Lockerungen von Sanktionen in Aussicht
- Baerbock nimmt am Sonntag an Konferenz in Riad teil
- Biden sieht Fortschritte bei Geiselabkommen
Im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge wieder mehrere Menschen bei Angriffen ums Leben gekommen. Mindestens sieben Menschen seien ums Leben gekommen, als Israels Armee eine Gruppe in Al-Bureidsch im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens getroffen habe, sagte ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes. Weitere Menschen wurden demnach verletzt. Genauere Details zu dem Vorfall lagen zunächst nicht vor. Israels Militär äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unterdessen weitere tödliche Angriffe im Gazastreifen. Mindestens 15 Palästinenser seien seit dem Morgen bei Angriffen ums Leben gekommen, berichtete die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde. Die Angaben beider Seiten lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon sind nach Behördenangaben zwei Menschen getötet worden. Bei dem Angriff auf Tair Debba östlich der Küstenstadt Tyrus wurden außerdem zwei Menschen verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass ein Fahrzeug getroffen wurde. Israels Militär teilte mit, man habe ein Waffenlager der Terrororganisation Hisbollah angegriffen.
Der neuen syrischen Übergangsregierung nahestehende Kämpfer haben nach Angaben von Aktivisten einen Beamten öffentlich hingerichtet, den sie beschuldigen, ein Informant des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad gewesen zu sein. Die Kämpfer hätten ihn mit einem Schuss in den Kopf getötet, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Der Mann sei "einer der bekanntesten Unterstützer des früheren Regimes" gewesen, erklärte die Organisation. Die Hinrichtung erfolgte demnach in Dummar, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus. Die von Islamisten angeführten Behörden warfen dem Mann den Angaben zufolge vor, "böswillige Sicherheitsberichte geschrieben zu haben, die zur Verfolgung, Inhaftierung und Folter vieler junger Männer führten".
Unter Assad, der am 8. Dezember durch die islamistische Miliz HTS und mit ihr verbündeten Gruppen gestürzt wurde, waren Zehntausende Regierungsgegner eingesperrt und gefoltert worden - viele von ihnen werden nach wie vor vermisst.
Israels Armee hat Berichte über Luftangriffe im Jemen bestätigt. Israelische Kampfflugzeuge hätten Ziele der Huthi-Miliz an der Westküste und im Landesinneren bombardiert, teilte das Militär mit. Konkret seien militärische Infrastrukturanlagen in einem Kraftwerk nahe der Hauptstadt Sanaa sowie in den Häfen von Hodeida und Ras Isa getroffen worden. Nach Angaben des saudi-arabischen Nachrichtensenders Al-Arabija gab es insgesamt rund 30 Luftangriffe im Jemen.
Zur Begründung erklärte die Armee, die Huthi hätten wiederholt Israel, seine Bürger und zivile Infrastruktur angegriffen. "Der Staat Israel hat das Recht und die Pflicht, sich zu verteidigen", hieß es in der Mitteilung. Premierminister Benjamin Netanjahu sagte, dass die jemenitischen Houthis "einen hohen Preis für ihre Aggression gegen uns zahlen und weiterhin zahlen werden". Erst am Donnerstagabend hatte die israelische Flugabwehr drei Drohnen abgefangen, die aus dem Jemen gestartet waren. Die Huthi-Miliz reklamierte den Angriff für sich.
Auch die USA und ihre Verbündeten reagierten in der Vergangenheit immer wieder mit Luftangriffen auf wiederholte Raketen- und Drohnenangriffe der Huthi. Die mit dem Iran verbündete Miliz greift zudem regelmäßig Handelsschiffe im Roten Meer an. Nach eigenen Angaben handelt sie aus Solidarität mit der Hamas.
Der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Gerhard Wegner, sieht jüdisches Leben immer stärker bedroht. "Der Kampf gegen Antisemitismus wurde im Jahr 2023 in bisher ungeahnter Weise herausgefordert und diese Herausforderung hält nicht nur an, sondern steigerte sich auch im Jahr 2024 noch weiter", schreibt Wegner in einem Vorwort zu seinem Jahresbericht 2023/2024. Der Bericht hat den Titel "Antisemitismus identifizieren und bekämpfen - Jüdisches Leben in Niedersachsen schützen."
Mit dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 habe die Hamas auf fürchterliche Art und Weise die größte Zahl jüdischer Menschen seit dem Holocaust getötet und viele weitere verwundet, schreibt Wegner. Seitdem sei die Unsicherheit jüdischen Lebens weltweit enorm gewachsen. In Deutschland habe sich nach den Angaben der Polizei die Zahl antisemitischer Vorfälle im Jahr 2023 fast verdoppelt und auch die Zahl von Gewalttaten sei erheblich auf 148 angestiegen. "Noch nie war das Leben von Jüdinnen und Juden seit Bestehen der Bundesrepublik dermaßen bedroht wie heute." Jüdinnen und Juden selbst seien unzufrieden mit den Maßnahmen gegen Antisemitismus in Deutschland.
Die israelische Armee hat die Leiche einer weiteren von der Hamas verschleppten Geisel im Gazastreifen geborgen. Gerichtsmediziner hätten festgestellt, dass es sich bei dem Toten um einen 23-Jährigen handle, der zusammen mit seinem Vater beim Terror-Angriff vom 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Holit verschleppt worden sei, teilte die Armee mit.
Die Leichen der Beiden seien in einem Tunnel in der Gegend von Rafah entdeckt worden. Der Vater war bereits Anfang der Woche identifiziert worden. Das Forum der israelischer Geiselfamilien erklärte, der 23-Jährige hinterlasse eine Frau und zwei Kinder.
Bei dem Überfall auf den Süden Israels hatten Terroristen der Hamas etwa 1.200 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln verschleppt. Nach einem Gefangenenaustausch befinden sich noch etwa 100 Geiseln im Gazastreifen, von denen aber mindestens ein Drittel tot sein soll.
Im Iran sind im Rahmen eines Großmanövers Zehntausende Mitglieder der paramilitärischen Basidsch-Miliz in die Hauptstadt Teheran gereist. Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim nahmen insgesamt etwa 110.000 Mitglieder teil.
Der Drill mit dem Titel "Rahian-e Kuds" (Reisende nach Jerusalem) war Teil eines umfangreichen Militärmanövers, das vor dem Hintergrund wachsender politischer und militärischer Spannungen stattfand. Bei einem Marsch im Stadtzentrum wurde auch Militärgerät präsentiert.
Der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami, äußerte sich in der Grenzstadt Abadan nahe dem Irak zum jüngsten Machtwechsel in Syrien. "Die Feinde wollen behaupten, der Iran sei geschwächt. Aber sind wir heute nicht stärker darin, die Meerengen zu kontrollieren, als vor Jahren?", zitierte die Staatsagentur Irna den General. Bereits in der Vergangenheit hatten iranische Militärführer damit gedroht, die strategisch wichtige Straße von Hormus zu blockieren.
Italien will beim Wiederaufbau Syriens eine Führungsrolle übernehmen. Sein Land wolle als Brücke zwischen Syrien und der EU dienen, insbesondere angesichts der kommerziellen und strategischen Interessen Italiens im Mittelmeerraum, sagte Außenminister Antonio Tajani bei seinem heutigen Besuch in Damaskus. "Das Mittelmeer darf nicht länger nur ein Meer des Todes, ein Friedhof für Migranten sein, sondern ein Meer des Handels, ein Meer der Entwicklung", fügte er hinzu.
Tajani sprach nach dem Sturz des langjährigen Diktators Baschar al-Assad in Syrien mit den neuen Machthabern und sagte, ein stabiles Syrien und ein stabiler Libanon seien für Europa strategisch und wirtschaftlich wichtig. Der Sturz des Assad-Regimes sowie die gestrige Wahl von Generalstabschef Joseph Aoun zum libanesischen Präsidenten seien Zeichen des Optimismus für die Stabilität im Nahen Osten.
Katz fordert Plan für Hamas-Niederlage
Der israelische Verteidigungsminister, Israel Katz, hat die Armee angewiesen, ihm so bald wie möglich "einen Plan für die vollständige Niederlage der Hamas in Gaza" vorzulegen. Die Hamas müsse komplett zerschlagen werden, sollten die aus Israel Entführten bis zum Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump nicht freikommen, erklärte Israel Katz nach Angaben seines Büros.
Israels Verteidigungsminister will damit wohl den Druck auf die Hamas erhöhen, bei den derzeit in Katar laufenden Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln einzulenken. Bisher gibt es jedoch keinen Durchbruch bei den indirekt geführten Gespräche zwischen Israel und der Hamas.
Bereits zu Beginn des Krieges hatte die israelische Führung die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten und des Regierungsapparats der islamistischen Hamas im Gazastreifen als eines ihrer Kriegsziele definiert. Dieses Ziel wurde bislang aber nicht erreicht.
Die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Kaja Kallas, hat eine schrittweise Lockerung der EU-Sanktionen gegen Syrien in Aussicht gestellt. "Die EU könnte die Sanktionen schrittweise lockern unter der Voraussetzung, dass greifbare Fortschritte umgesetzt werden", erklärte Kallas im Online-Netzwerk X.
Notwendig sei eine "inklusive Regierung" in Damaskus, die "alle Minderheiten" schütze. Kallas hatte sich am Donnerstag mit Vertretern aus Deutschland, Frankreich, Italien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten in Rom getroffen, um "die Bemühungen für den Übergang in Syrien zu koordinieren".
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nimmt am Sonntag an einer Syrien-Konferenz in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad teil. Das kündigte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin an. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um eine Folgekonferenz des Treffens in Akaba in Jordanien von Mitte Dezember, bei dem arabische und internationale Vertreter kurz nach dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad erstmals über die Zukunft Syriens beraten hatten.
Dem Sprecher des Auswärtigen Amts zufolge geht es vor allem darum, wie ein friedlicher Übergang in Syrien gestaltet werden kann. Zudem müsse eine schädliche ausländische Einflussnahme verhindert werden.
Netanjahu kritisiert Ultraorthodoxe
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Übergriff Ultraorthodoxer auf einen General scharf kritisiert. "Ich verurteile den empörenden Angriff auf General David Zini aufs Schärfste", sagte er nach Angaben seines Büros. Zini habe sein Leben der Sicherheit Israels gewidmet; in einem Rechtsstaat sei kein Platz für eine solch "gefährliche und beschämende Gewalttat", hieß es ohne weitere Details.
Ultraorthodoxe bedrängen Offiziere
In Israel haben Ultraorthodoxe einen für die Einberufung der streng religiösen Männer in die Armee verantwortlichen Offizier bedrängt und beschimpft. "Ich verurteile den gewaltsamen Angriff auf General David Zini durch eine Handvoll extremer Randalierer in Bnei Brak aufs Schärfste", teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz auf X mit. Damit sei eine rote Linie überschritten worden.
Laut israelischen Medien aßen der General sowie ein weiterer Offizier am Donnerstagabend in dem Tel Aviver Vorort Bnei Brak, in dem hauptsächlich streng religiöse Juden leben, in einem Restaurant. Zahlreiche ultraorthodoxe Männer seien dorthin gekommen, hätten die Armeeangehörigen umringt und ihnen unter anderem "Mörder" entgegengerufen.
Die israelische Armee hat die Identität einer weiteren im Gazastreifen gefundenen getöteten Geisel bestätigt. Die Obduktion habe ergeben, dass es sich bei dem "in Hamas-Gefangenschaft Getöteten" um Hamsa al-Sajadna handele, wie das Militär bekanntgab. Der Fund der Leiche des erst Anfang 20 alten Mannes war am Mittwoch vermeldet worden. Am selben Tag hatte das Militär erklärt, es habe die sterblichen Überreste von Hamsas Vater, Jussef al-Sajadna, nach Israel zurückgeführt.
Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen sind nach den Worten von US-Präsident Joe Biden "echte Fortschritte" zu erkennen. Er habe sich "heute mit den Unterhändlern getroffen", sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) vor Journalisten im Weißen Haus. "Wir machen echte Fortschritte" sagte er.
Zehn Tage vor seiner Amtsübergabe an Donald Trump zeigte sich der scheidende US-Präsident "immer noch zuversichtlich" hinsichtlich einer Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Austausch gegen in Israel verurteilte
Die palästinensischen Gesundheitsbehörden haben die Zahl der gewaltbedingten Todesfälle im Krieg zwischen Israel und der Hamas seit Kriegsausbruch im Oktober 2023 und Ende Juni 2024 um rund 41 Prozent zu niedrig angegeben. Zu diesem Schluss kommt eine gestern in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie.
Die von Experten begutachtete statistische Analyse wurde von Wissenschaftlern der London School of Hygiene and Tropical Medicine und anderen Institutionen, darunter der Yale University in den Vereinigten Staaten, durchgeführt. Die Studie wurde nicht mit externen Mitteln finanziert.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am Donnerstag drei aus dem Osten kommende Drohnen abgefangen. Die unbemannten Flugobjekte seien binnen einer Stunde abgefangen worden, erklärte die Armee. Eine Sprecherin fügte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, zwei davon seien aus dem Jemen abgeschossen worden.
Die pro-iranische Huthi-Miliz, die große Teile des Jemen kontrolliert und sich als Teil einer gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands" zur Unterstützung der Palästinenser versteht, reklamiert regelmäßig Angriffe auf Israel.
Nach UN-Angaben sind seit dem Sturz Assads rund 125.000 Flüchtlinge nach Syrien zurückgekehrt. Die humanitäre Situation in dem Land ist laut UN-Nothilfekoordinator Fletcher weiter ernst. Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen.