
Krieg im Nahen Osten ++ Israel und Hamas wollen wieder verhandeln ++
Delegationen von Israel und der Hamas wollen offenbar in Katar wieder verhandeln. UN-Generalsekretär Guterres forderte einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen.
Die wichtigsten Entwicklungen:
- Hamas will laut Israel weiter verhandeln
- Guterres fordert Waffenstillstand für Gaza
- Irak sagt Millionenhilfe für Gaza und Libanon zu
- Palästinenser sprechen von 146 Toten
- 58 Tote nach israelischen Angriffen in Nord-Gaza
- Iran will Atomgespräche mit USA fortführen
Die Hamas hat eine neue Gesprächsrunde mit Israel über eine Waffenruhe im Gazastreifen bestätigt. Der hochrangige Funktionär Mahmud Mardawi teilte mit, die Gespräche würden unter katarischer und US-amerikanischer Vermittlung geführt. Er sagte, die Verhandlungen fänden ohne Vorbedingungen statt und basierten nicht auf früheren israelischen Vorschlägen. Israel machte keine weiteren Angaben zu den Modalitäten der Gespräche in Doha.
Das Auswärtige Amt hat sich zutiefst besorgt über die neue israelische Militäroffensive im Gazastreifen geäußert. "Der Beginn einer neuerlichen Bodenoffensive der israelischen Armee in Gaza ist Grund zu tiefer Sorge - sowohl mit Blick auf die strategischen Ziele Israels als auch die humanitäre Lage in Gaza", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Zwar habe Israel wie jeder Staat das Recht, "sich im Rahmen des geltenden Völkerrechts zu verteidigen", fuhr der Sprecher fort. "Aber das aktuelle Vorgehen könnte das Leben der verbliebenen Geiseln gefährden, darunter auch der deutschen, die nach fast 600 Tagen noch immer in den Hamas-Kerkern um ihr Überleben fürchten müssen."
Eine großflächige Militäroffensive berge zudem das Risiko, "dass die katastrophale humanitäre Lage der Bevölkerung in Gaza und die Lage der verbliebenen Geiseln sich weiter verschlechtert und die Aussicht auf einen dringend notwendigen langfristigen Waffenstillstand in die Ferne rückt". Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) habe heute mit seinem israelischen Kollegen Gideon Saar telefoniert, erklärte der Sprecher weiter. Wadephul sei zudem "mit weiteren Partnern der Region in engem Kontakt".
Seit den frühen Morgenstunden sind im Zuge der neuen israelischen Offensive im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mehr als 50 Menschen getötet worden. Etwa 80 weitere Menschen seien verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstengebiet. Die Angaben aus dem Palästinensergebiet, die zumeist nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Vor dem Hintergrund des militärischen Vorgehens im Gazastreifen haben Vertreter aus dem Kreis der Arabischen Liga bei einem Gipfeltreffen schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. Der Generalsekretär des Staatenbundes, Ahmed Abul Gheit, beschuldigte Israel, ethnische Säuberungen in Gaza zu betreiben: "Es ist beschämend, dass ein Staat in dieser Zeit ethnische Säuberungen betreibt und die Welt schweigt", sagte er.
Der irakische Präsident und Gastgeber Abdul Latif Raschid sagte, sein Land sei gegen jeden Versuch, Palästinenser aus ihrer Heimat zu vertreiben, unter "jeglichen Umständen oder Vorwänden".
Hamas will laut Israel weiter verhandeln
Die israelische Regierung sieht durch den Beginn der neuen Offensive im Gazastreifen Bewegung bei der Hamas. Die Islamisten hätten angekündigt, wieder an den Verhandlungen über ein Abkommen mit Israel teilzunehmen, teilte Verteidigungsministers Israel Katz mit.
Die Hamas-Delegation in Doha habe mit Beginn der Operation "Gideon's Chariots" angekündigt, zu den Verhandlungen über ein Geiselabkommen zurückzukehren. Ein Team israelischer Unterhändler war bereits Anfang der Woche in Katars Hauptstadt gelandet.
Hamas: Sprechen ohne Vorbedingungen
Nach Angaben der Hamas gibt es in Doha in Katar eine neue Gesprächsrunde mit Israel über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Beide Seiten stellten keine Vorbedingungen für eine Erörterung diesbezüglicher Fragen, erklärt der Hamas-Vertrerer Taher al-Nono.
Grüne und BSW haben das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen mit deutlichen Worten kritisiert. Die anhaltende Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen sowie die erneute Ausweitung der Kampfhandlungen seien "inakzeptabel", sagte Grünen-Parteichefin Franziska Brantner.
Jeder Fünfte sei in Gaza vom Hungertod bedroht, sagte sie mit Verweis auf die jüngste IPC-Initiative, die von mehreren UN-Organisationen und Hilfsgruppen getragen wird und Einstufungen zur Ernährungssicherheit vornimmt. Die Bundesregierung müsse "die deutsche Position zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts deutlich machen", forderte Brantner.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht verlangte die sofortige Einstellung deutscher Waffenlieferungen an Israel. Das Vorgehen Israels in Gaza sei "ein Vernichtungsfeldzug und ein gigantisches Kriegsverbrechen", erklärte Wagenknecht.
Israels Vorgehen werde international heftig kritisiert, berichtet ARD-Korrespondent Christian Limpert auf tagesschau24 UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk habe Israel die geplante völkerrechtswidrige Vertreibung von Menschen vorgeworfen, "vergleichbar mit ethnischer Säuberung". Man beobachte seit Tagen intensivere Angriffe, bei denen es zunehmend zivile Opfer gebe, darunter auch Kinder.
Israel hat im Gazastreifen eine neue Offensive gestartet und fliegt verstärkt Luftangriffe. Was bezweckt die Regierung damit? Und welche Folgen hat das für die Bevölkerung des Gazastreifens? Ein Überblick.
UN-Generalsekretär António Guterres hat beim Treffen der Arabischen Liga in Bagdad zu einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen aufgerufen. Die Ausweitung der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen habe ihn "beunruhigt", sagte Guterres.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez, der als Gast an dem Treffen teilnahm, rief Staats- und Regierungschefs in aller Welt auf "ihren Druck auf Israel verstärken, das Massaker im Gazastreifen zu beenden". Dazu sollten sie insbesondere die Möglichkeiten des Völkerrechts nutzen. Die hohe Opferzahl im Gaza-Krieg sei "inakzeptabel" und ein Verstoß gegen das "Prinzip der Menschlichkeit", sagte Sánchez.
Der Irak hat bei einem Gipfel der Arabischen Liga in Bagdad 40 Millionen Dollar (fast 35,8 Millionen Euro) für den Wiederaufbau des Gazastreifens und des Libanon zugesagt. Der Irak unterstütze die Einrichtung eines "arabischen Fonds" und werde 20 Millionen Dollar für den Wiederaufbau des Gazastreifen und 20 Millionen Dollar für den Wiederaufbau des Libanon bereitstellen, sagte der irakische Regierungschef Mohammed Schia al-Sudani bei dem Treffen.

Kurz nach der Golfreise von US-Präsident Donald Trump kamen heute in Bagdad Vertreter der Arabischen Liga zusammen
Palästinenser sprechen von 146 Toten
Israels Luftwaffe hat nach palästinensischen Angaben in den vergangenen 24 Stunden im Gazastreifen mindestens 146 Palästinenser getötet. 459 Menschen seien bei Angriffen verletzt worden, teilten palästinensische Gesundheitseinrichtungen mit.
Das israelische Militär erklärt, es greife umfangreich an und mobilisiere Truppen für eine Ausweitung seiner Operationen im Gazastreifen, um in Teilen der palästinensischen Enklave die "operative Kontrolle" zu erlangen.
Der Oberste iranische Führer Ajatollah Ali Chamenei hat US-Präsident Donald Trump Kriegstreiberei vorgeworfen. Wenn Trump sage, er wolle die Macht der USA einsetzen, um Frieden zu schaffen, sei das gelogen, sagte Chamenei. "Er und die US-Regierung haben ihre Macht für Massaker im Gazastreifen und für Kriege an allen möglichen Orten eingesetzt", sagte er während eines Treffens mit Lehrern, das im Staatsfernsehen übertragen wurde.
Chamenei sagte, die USA hätten Israel Zehn-Tonnen-Bomben zur Verfügung gestellt, um "Kinder im Gazastreifen, Krankenhäuser, Häuser von Menschen im Libanon und überall sonst zu bombardieren, wo sie können".
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben am Samstag mindestens zehn Menschen getötet worden. Bei Drohnenangriffen östlich der Stadt Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets habe es drei Tote gegeben, teilte die von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde mit.
Drei weitere Menschen seien bei einem Angriff auf ein Haus in Dschabalija im Norden des Gazastreifens getötet worden. Drei Tote habe es auch bei einem Angriff auf eine Wohnung nordwestlich von Chan Junis gegeben, teilte Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal mit. Bei einem Angriff auf ein Zelt westlich der Stadt sei ein Mensch getötet worden.
Im Gazastreifen sind in der vergangenen Nacht nach Angaben der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten palästinensischer Gesundheitseinrichtungen 58 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden. "Seit Mitternacht haben wir 58 neue Märtyrer", sagte der Direktor des indonesischen Krankenhauses in Nord-Gaza, Marwan al-Sultan. Viele Opfer seien unter Schutt begraben, die Lage im Krankenhaus sei katastrophal.
Seit Donnerstag sind nach palästinensischen Angaben mehr als 300 Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet worden.
Der Iran will nach den Worten von Staatspräsident Masud Peseschkian die Atomgespräche mit den USA fortführen. Er kritisierte, US-Präsident Donald Trump spreche über Frieden und drohe gleichzeitig "mit den am weitesten entwickelten Massenvernichtungswaffen". Sein Land habe keine Angst vor Drohungen.
Am Donnerstag hatte Trump erklärt, die USA stünden kurz vor einem neuen Atomabkommen mit dem Iran. Die Regierung in Teheran habe den Bedingungen "mehr oder weniger" zugestimmt, so Trump.
Die Vereinten Nationen planen im Juni eine Konferenz, bei der die Idee einer Zweistaatenlösung wiederbelebt werden soll. Israels Luftwaffe hat mehrere Häfen im Jemen attackiert.