Dramatischer Anstieg erwartet USA kämpfen mit hoher Staatsverschuldung

Stand: 22.09.2020 11:42 Uhr

Schon seit Jahren warnen Experten vor der stetig steigenden Verschuldung der USA. Doch nun läutet selbst der US-Kongress die Alarmglocke. Wie gefährlich ist der Schuldenberg wirklich?

Wenn es darum geht, Donald Trumps Haushaltspolitik anzuprangern, sind die Demokraten rasch zur Stelle, besonders im derzeit laufenden Präsidentschaftswahlkampf. Dennoch sind die nun vom Repräsentantenhaus veröffentlichten Prognosen erschreckend.

Danach dürfte sich die Staatsverschuldung der USA in den nächsten 30 Jahren drastisch erhöhen. Sie werde im Jahr 2050 bei etwa 195 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes liegen, teilte die Haushaltsbehörde Congressional Budget Office (CBO) mit. Dafür verantwortlich sind die deutlich gestiegenen Staatsausgaben zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Auf lange Sicht würden auch höhere Ausgaben für Zinsen, Krankenbehandlung und sozialer Absicherung die Schulden weiter ansteigen lassen.

Elf Billionen Dollar mehr Schulden in zehn Jahren

Natürlich weiß derzeit niemand, wie die Welt in 30 Jahren aussieht, deshalb mögen derart langfristige Prognosen auch unseriös erscheinen. Doch auch andere Institutionen wie das Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB), eine Art Steuerzahlerbund der USA, schlagen Alarm. Danach könnten die US-Schulden schon 2023 die Rekordwerte aus dem Zweiten Weltkrieg überschreiten.

Die Schuldenquote werde dann auf 107 Prozent steigen - den höchsten Wert der US-Geschichte, so die CFRB. Die bisher höchste Staatsverschuldung hatten die USA 1946 erreicht, mit damals 106 Prozent des BIP.

Allein im Juli dieses Jahres haben die USA 864 Milliarden Dollar neue Schulden aufgenommen. Das entspricht in etwa der doppelten Summe dessen, was Deutschlands Regierung in einem kompletten Jahr ausgibt. Insgesamt haben die USA in ihrem fiskalischen Jahr, des traditionell im Oktober beginnt, schon 2,7 Billionen Dollar Neuschulden aufgehäuft - ein neuer Rekord.

Dramatischer Anstieg

Ein Blick zurück zeigt, dass die Verschuldung besonders in den letzten Jahren kräftig angestiegen ist. Laut den Berechnungen von Statista hat der Schuldenberg des Landes innerhalb von zehn Jahren um rund elf Billionen Dollar zugenommen. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) entspricht dies zwar "nur" einer Steigerung um rund 32 Prozent. Doch inzwischen beträgt die Verschuldung 26,5 Billionen Dollar. Im Juli 2014 waren es noch 17,7 Billionen. Bis zum Ende diesen Jahres dürfte der Wert auf 98 Prozent des BIP klettern, nach 79 Prozent im Jahr 2019.

Allerdings scheint die Lage noch nicht dramatisch, entspricht die Schuldenquote derzeit in etwa der von Frankreich. Gleichzeitig sind die USA die größte Volkswirtschaft der Welt und werden von den Ratingagenturen noch immer mit der Spitzennote bewertet. Also kein Vergleich mit Italien und Griechenland, die mit einer Defizitquote von jeweils 132 Prozent und 180 Prozent des BIP noch deutlich schlechter dastehen - und von den Ratingagenturen kurz vor Ramsch herabgestuft wurden.

Neue Theorie

Können sich die USA die hohe Verschuldung also problemlos leisten? Experten wie Eberhard Unger von Fairesearch warnen bereits seit Jahren, dass eine solche Schuldenlast ohne die Hilfe der Notenbank Fed nicht zu stemmen sei. Ein Zinsanstieg um zwei Prozent erhöhe die Belastung des US-Budgets um etwa 500 Milliarden Dollar. Das führe unweigerlich in die Krise. Damit steht auch fest, dass die Fed wohl auf Jahre hinaus, ihre Nullzinspolitik unverändert lassen muss.

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Die Gleichgültigkeit gegenüber diesen Rekordzahlen führen Experten auch auf die derzeit in den USA dominierende "Modern Monetary Theory" zurück. Sie besagt, dass ein Staat mit eigener Währung soviel Schulden machen kann wie er will, da er Geld einfach aus dem Nichts schaffen und somit die Schulden jederzeit bedienen kann. Sollte diese Politik irgendwann zu Inflation führen, könne der Finanzminister diese durch Steuern bekämpfen, so die Theorie. Offenbar setzt die Trump-Administration genau auf solche Überlegungen, als ob eine Rückzahlung durch die Geldpresse problemlos möglich wäre.

lg

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. September 2020 um 06:00 Uhr.