Der Schriftzug "New York Stock Exchange" in goldenen Buchstaben unter einem klassizistschen Giebel.
marktbericht

Dow & Co. Durchatmen an der Wall Street

Stand: 24.01.2025 22:24 Uhr

An der New Yorker Aktienbörse haben sich die Anleger heute nicht aus der Deckung gewagt. Dies auch, weil die Ausgestaltung des Zollregimes der neuen Regierung noch unklar ist.

Das Rätselraten über die Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat die US-Anleger heute nervös gemacht. Zudem standen eine Reihe neuer Quartalszahlen großer US-Konzerne im Blickpunkt der Investoren. Die großen Aktienindizes tendierten am Ende des Tages allesamt etwas leichter.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Ende 0,32 Prozent im Minus bei 44.424 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500, der im Verlauf bei 6.128 Punkten noch den dritten Rekord in Folge markierte, ging letztlich bei 6.101 Zählern um 0,29 Prozent niedriger aus dem Handel. Der Index Technologiebörse Nasdaq lag 0,5 Prozent im Minus, der des Auswahlindex Nasdaq 100 fiel um 0,58 Prozent.

Trotz der etwas schwächeren Tagestendenz kann von größerer Abgabeneigung nicht gesprochen werden. Die Anleger haben vielmehr durchgeatmet, zudem stehen kommende Woche mit den Quartalsberichten aus dem Tech-Sektor sowie der Zinsentscheidung der Notenbank wichtige Termine auf der Agenda. Da ist eine etwas ruhigere Gangart nach den jüngsten Rekorden nicht ungewöhnlich.

Wie aber geht es nun weiter mit den von Donald Trump angekündigten Zöllen? Der Präsident hat gesagt, dass er Zölle gegen Mexiko, Kanada, China und die Europäische Union am 1. Februar ankündigen könnte. Doch Analysten rechnen erst am 1. April mit größeren Schritten, da die US-Behörden ihre Empfehlungen zur Handelspolitik bis zu diesem Tag abgeben dürfen.

"Das Ausmaß der Zölle bleibt ungewiss", sagte Mark Haefele, Chefanleger bei der Schweizer Großbank UBS. "Unser Base-Case-Szenario, dem wir eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zuordnen, ist, dass der effektive Zollsatz der USA gegenüber China auf 30 Prozent steigt und dass China Vergeltungsmaßnahmen ergreift."

Dafür standen neue Quartalsberichte der Unternehmen im Fokus der Anleger. Nach US-Börsenschluss öffnete Boeing am Vorabend seine Bücher. Man gehe nun von einem unerwartet hohen Verlust aus, teilte der Airbus-Rivale mit. Dies sei auf Belastungen in seiner Verteidigungssparte und durch einen Streik zurückzuführen. Boeing geht nun von einem Quartalsverlust pro Aktie von 5,46 Dollar aus. Analysten bislang ein Minus von 1,84 Dollar erwartet. Die Anleger reagierten zunächst gelassen, am Ende stand dann aber doch ein Minus für die Aktie von 1,3 Prozent auf dem Laufband.

Der Halbleiterkonzern Texas Instruments, der ebenfalls gestern nach Börsenschluss berichtete, enttäuschte mit seiner Gewinnprognose für das laufende Quartal. Eine noch immer schleppende Nachfrage nach Chips und höhere Fertigungskosten waren Belastungsfaktoren. Das Kursminus weitete sich nach schwacher Eröffnung zuletzt auf 7,5 Prozent aus.

Der US-Telekomkonzern Verizon hat im vierten Quartal so viele Vertragskunden hinzugewonnen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr und damit die Analystenerwartungen übertroffen. Die Zahl der Verträge mit Mobilfunk- und Breitbandkunden kletterte um fast eine Million, wie das Unternehmen heute in New York mitteilte.

Die Aktie von Verizon gehörte am Ende mit einem Plus von knapp einem Prozent gegen den Trend im Leitindex Dow Jones zu den größten Gewinnern. Verizon-Chef Hans Vestberg stellte im Tagesgeschäft weitere Verbesserungen für das neue Jahr und darüber hinaus in Aussicht. Dazu soll die anstehende Übernahme des Glasfaseranbieters Frontier Communications beitragen, für den Verizon fast 10 Milliarden Dollar hinblättert. In diesem Jahr sollen die Erlöse mit Mobilfunkdiensten um 2,0 bis 2,8 Prozent wachsen. Auch das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) soll zulegen.

Nach flottem Start mit einem weiteren Rekordhoch bei 21.520 Punkten ist dem DAX heute im Verlauf die Puste ausgegangen. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 21.394 Zählern um 0,1 Prozent etwas leichter. Damit endete heute zumindest auf Basis der Schlusskurse die jüngste Rally.

Trotzdem ging für den DAX eine erfolgreiche Woche mit einem Plus von rund 2,3 Prozent zu Ende. Seit Jahresbeginn beträgt der Zuwachs der 40 größten börsennotierten deutschen Unternehmen sogar schon 7,4 Prozent.

Damit bleiben zumindest die im DAX enthaltenen großen sogenannten "big cap"-Aktien gefragt, gerade auch im Vergleich zum Rentenmarkt. Zum Vergleich: Zehnjährige, risikolose Bundesanleihen rentieren derzeit bei etwas über 2,5 Prozent vor Steuern. Berücksichtigt man als Bond-Investor noch die Inflation, also die Geldentwertung, bleibt in realer Rechnung nichts übrig.

Technische Analysten verwiesen zudem heute darauf, dass einem positiven Januar statistisch gesehen meist ein positives Börsenjahr folgt. Der MDAX der mittelgroßen Werte ging um 0,59 Prozent höher aus dem Handel auf 26.108 Punkte.

Im Mittelpunkt des heutigen Börsentages stand, wie zuletzt stets, der neue US-Präsident Donald Trump. Zunächst profitierte der DAX von dessen jüngsten Aussagen, die vagen Hoffnungen auf eine weniger strenge Zollpolitik gegen China laut Händlern etwas Nahrung gaben.

Branchen, die stark von China abhängig sind, profitierten davon. Dazu zählte etwa der Automobilbereich. Aktien der Porsche AG waren Tagessieger im DAX und rückten dabei rund 2,7 Prozent vor.

Trump stellte Zölle als Machtinstrument gegen China dar und sagte dem Sender Fox News: "Sie wollen sie nicht, und ich würde sie lieber nicht einsetzen müssen". Laut dem Marktbeobachter Jim Reid von der Deutschen Bank sind dies zwar "spontane Bemerkungen" des US-Präsidenten, die Anlegern aber etwas Hoffnung gäben.

"Sie haben am Finanzmarkt über Nacht das Gefühl hinterlassen, dass es ein Szenario gibt, in dem China bei dem Zollregime dem Schlimmsten entgeht", schrieb er am Morgen.

Update Wirtschaft vom 24.01.2025

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 24.01.2025 09:00 Uhr

Der Euro setzt derweil seinen jüngsten Erholungskurs fort und wird im späten US-Geschäft bei 1,0491 Dollar rund 0,7 Prozent höher gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0472 (Donnerstag: 1,0404) Dollar fest.

Trump sorgt derzeit auch am Devisenmarkt für viel Bewegung. Er forderte zuletzt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, die US-Notenbank solle die Zinsen senken. "Diesem Ansinnen wird die Fed bei ihrem Zinsentscheid in der kommenden Woche allerdings kaum nachgeben", prognostiziert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel.

"Die Markterwartung legt eindeutig eine abwartende Haltung der Notenbank nahe." Zu stark seien die Wachstumsdynamik der US-Konjunktur und damit auch der Inflationsdruck. Gerade die Sorgen um Inflationseffekte infolge der von Zöllen gekennzeichneten Wirtschaftsagenda der neuen US-Regierung hatte am Markt zu der Überzeugung geführt, dass die Notenbank erst einmal die Füße stillhalten dürfte. Das hat den Dollar gestützt.

Gute Nachrichten für den deutschen Aktienmarkt kamen am Vormittag von der Konjunktur: So haben die Dienstleister der deutschen Wirtschaft zum Jahresanfang zu einem Mini-Wachstum verholfen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Service-Branche zusammen - stieg im Januar stärker als erwartet um 2,1 auf 50,1 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global mitteilte.

Damit lag das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer erstmals seit sechs Monaten wieder minimal über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Die Umfrage lasse hoffen, "dass Deutschland die Rezessionsphase hinter sich lassen kann", sagte der Chefökonom der Hamburg Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia.

Die US-Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo zu Jahresbeginn laut einer Umfrage deutlich verringert. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Januar auf 52,4 Punkte von 55,4 Zählern im Dezember, wie der Finanzdienstleister S&P Global heute zu seiner monatlichen Unternehmensbefragung mitteilte. Dies ist das langsamste Wachstum binnen neun Monaten. Die Wachstumsschwelle bei dem von Investoren stark beachteten Konjunkturbarometer liegt bei 50 Punkten.

Im Servicesektor ließ die Dynamik deutlicher nach. Der entsprechende Indikator sackte um vier Punkte ab, blieb aber mit 52,8 Zählern deutlich über der Wachstumsschwelle. Der schwächelnde Industriesektor schaffte es nunmehr allerdings erstmals seit sieben Monaten auch über diese magische Marke: Der Indikator legte um 0,7 Punkte auf 50,1 Zähler zu.

Auch die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Januar unerwartet deutlich eingetrübt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima fiel zum Vormonat um 3,9 Punkte auf 71,1 Punkte, wie die Universität am Freitag nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten eine Bestätigung der Erstschätzung von 73,2 Punkten erwartet. Zuvor war der Indikator fünf Monate in Folge gestiegen.

Die Ölpreise zogen zum Wochenschluss an, der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg zuletzt um knapp ein Prozent auf 78,54 Dollar. Marktbeobachter sprachen von einer technischen Gegenreaktion: Tags zuvor hatte US-Präsident Trump angekündigt, er werde Saudi-Arabien und die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) auffordern, die Ölpreise zu senken. Das hatte am Ölmarkt für deutliche Verluste gesorgt.

Die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach niedrigen Zinssätzen macht Gold beliebt. Das Edelmetall klettert in der Spitze auf 2.781 Dollar je Feinunze. Der Goldpreis notiert damit in Reichweite seines Ende Oktober erreichten Rekordhochs von 2.790 Dollar. Auf Wochensicht hat sich das Edelmetall um gut zwei Prozent verteuert.

Milliardenschwere Restrukturierungen und Wertberichtigungen haben BASF einen überraschenden Gewinnrückgang eingebrockt. Nach vorläufigen Berechnungen sei das operative Ergebnis (Ebit) für 2024 auf zwei Milliarden Euro gesunken, teilte der Chemiekonzern heute nach Börsenschlus mit. Analysten hätten dagegen einen Anstieg auf 3,2 von 2,2 Milliarden Euro erwartet.

Wegen fallender Preise sei der Umsatz trotz gestiegener Absatzmengen auf 65,3 von 68,9 Milliarden Euro geschrumpft. Dieser Wert decke sich allerdings mit den Markterwartungen. Der Free Cashflow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, lag den Angaben zufolge mit 700 Millionen Euro aber fast doppelt so hoch wie von Analysten vorhergesagt.

Rheinmetall 2025 schon über 20 Prozent im Plus

Die Rheinmetall-Aktie hat im frühen Handel bei 743,60 Euro ein Rekordhoch markiert. Das Jahresplus beläuft sich bereits auf rund 21 Prozent. Hintergrund sind Hoffnungen der Marktteilnehmer auf höhere Verteidigungsausgaben der NATO-Länder, nachdem US-Präsident Trump hier den Druck erhöht hat. Tags zuvor hatte zudem die UBS das Kursziel für Rheinmetall von 630 auf 805 Euro angehoben.

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hat einem Medienbericht zufolge ein Treffen mit Unicredit-Chef Andrea Orcel zu informellen Gesprächen über einen möglichen Zusammenschluss der beiden Geldhäuser abgelehnt. Orlopp habe die Einladung ausgeschlagen und stattdessen darauf bestanden, ein schriftliches Angebot von Unicredit zu erhalten, bevor sie sich darauf einlasse, berichtete die Financial Times unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen.

Der größte deutsche Wohnimmobilienkonzern Vonovia kann seine Tochter Deutsche Wohnen wie geplant noch enger an sich binden. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten 99,97 Prozent des anwesenden Grundkapitals für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag und die damit verbundene Kapitalerhöhung, wie Vonovia mitteilte.

Damit wurde die erforderliche Mehrheit deutlich übertroffen. Bei der Hauptversammlung von Vonovia waren laut Mitteilung 67,64 Prozent des Grundkapitals vertreten.  Bereits am 23. Januar hatte sich die erforderliche Mehrheit auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Deutschen Wohnen für den Vertrag ausgesprochen, wie Vonovia in Bochum mitteilte

Vor dem Hintergrund des Konflikts mit Großaktionär MFE verliert ProSiebenSat.1 seinen Aufsichtsratschef Andreas Wiele. Der ehemalige Axel-Springer-Manager habe Aufsichtsrat und Vorstand heute darüber informiert, dass er nach Ablauf seiner Wahlperiode keine weitere Amtszeit als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats anstrebe, teilte der deutsche Fernsehkonzern am Abend mit.

Wiele werde daher zur Hauptversammlung am 28. Mai 2025 aus dem Kontrollgremium ausscheiden. Der Aufsichtsrat und sein Nominierungsausschuss werden nun unmittelbar die Suche nach einer geeigneten Nachfolge einleiten, um der Hauptversammlung einen Vorschlag zu machen.

Ein schwächelndes Indien-Geschäft hat Ericsson einen Quartalsgewinn unter Markterwartungen eingebrockt. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz den Angaben zufolge im abgelaufenen Quartal überraschend deutlich um ein Prozent auf umgerechnet 6,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg zwar um knapp ein Drittel auf 855 Millionen Euro, Analysten hatten aber auf 898 Millionen Euro gehofft.

Im wichtigen US-Markt überschatteten die drohenden Schutzzölle des neuen US-Präsidenten Donald Trump das dortige Wachstum. "Was die Zölle betrifft, so wissen wir nicht, was passieren wird", sagte Firmenchef Lars Sandström. Sein Unternehmen betreibe aber Werke in aller Welt, unter anderem in den USA. "Je nachdem, was passiert, können wir uns anpassen."

Ericsson-Aktien gingen dennoch auf Talfahrt. Sie fielen an der Stockholmer Börse zeitweise um knapp zwölf Prozent. Das war der größte Kurssturz seit fast zweieinhalb Jahren. Analyst Sandeep Deshpande von der Bank JPMorgan bezeichnete die Zahlen von Ericsson als gemischt. Die Stärke im Kerngeschäft sei durch die Schwäche in den anderen Sparten aufgezehrt worden.

Der Kreditkartenanbieter American Express legte 2024 ein Rekordjahr hin. Erträge und Gewinn kletterten in bisher unerreichte Höhen. Für die Aktien des Konzerns geht es trotzdem 1,3 Prozent abwärts, denn seit November 2023 haben sie sich auch mehr als verdoppelt.

Die Facebook-Mutter Meta will im laufenden Jahr erneut massiv in Künstliche Intelligenz (KI) investieren. "Dies wird ein entscheidendes Jahr für KI", schrieb Konzernchef Mark Zuckerberg heute in einem Facebook-Beitrag. Er wolle 60 bis 65 Milliarden Dollar in entsprechende Infrastruktur pumpen. Hierzu gehöre ein Rechenzentrum, das groß genug sei, um große Teile des New Yorker Stadtteils Manhattan zu bedecken.

Mit der aktuellen Ankündigung reiht sich Meta in die Riege anderer US-Technologiekonzerne ein. So wollen die weltweit größten Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS), Microsoft und Google ebenfalls jeweils zweistellige Milliardenbeträge in den Ausbau von KI-Rechenzentren stecken. Außerdem hatte der neue US-Präsident Donald Trump vor einigen Tagen das Projekt "Stargate" mit einem Investitionsvolumen von insgesamt bis zu 500 Milliarden Dollar in den kommenden vier Jahren angekündigt.

Bei Anlegern kamen seine Ankündigungen gut an. Meta-Aktien stiegen an der Wall Street um 1,7 Prozent. Der Konzern will in der kommenden Woche Quartalsergebnisse vorlegen. Investoren erhoffen sich in diesem Rahmen weitere Details zu den KI-Plänen.

Der US-Elektroautobauer Tesla hat in den USA eine überarbeitete Version seines Modells Y vorgestellt. Das Elektroauto wird laut der Website des Autobauers zu einem Einstiegspreis von 59.990 Dollar angeboten. Die Auslieferungen der neuen Version des Model Y sollen im März beginnen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. Januar 2025 um 09:00 Uhr.