Börsenhändler auf dem Parkett der New Yorker Börse schaut auf einen Monitor.
marktbericht

US-Indizes mit Tagesplus Erholung an der Wall Street nach Nahost-Schock

Stand: 16.06.2025 22:12 Uhr

Noch ist im Nahen Osten keine Ruhe eingekehrt. Doch an der Wall Street legen viele Werte wieder deutlich zu. Auch der DAX beendet seine sechstägige Verlustserie.

Für die Aktienmärkte hat die Eskalation in Nahost ihren Schrecken bereits wieder verloren. Vor allem die Erleichterung über den Rückgang bei den Ölpreisen lässt Anleger an der Wall Street wieder bei Aktien zugreifen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 zogen am Montag an. Der Dow Jones legte um 0,8 Prozent auf 42.515 Punkte zu, der S&P 500 um 0,9 Prozent auf 6.033 Stellen. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,5 Prozent auf 19.701 Zähler vor.

"Der Markt hat bereits einige der schlimmsten Befürchtungen in Bezug auf eine Störung der Energiemärkte oder die Ausweitung des Konflikts eingepreist. Deshalb kaufen die Leute jetzt einfach die Delle", sagte Chris Zaccarelli, Chief Investment Officer bei Northlight Asset Management. 

Der Philadelphia Halbleiter Index zog rund drei Prozent an. Advanced Micro Devices verteuerte sich um rund zehn Prozent, die Titel von Super Micro Computer stiegen um rund sechs Prozent, die von Palantir Technologies um rund vier Prozent. KI-Chip-Hersteller Nvidia zog um 2,5 Prozent an.

Meta-Aktien verteuerten sich um rund drei Prozent. Anleger griffen zu, nachdem der Konzern Werbeeinblendungen auf WhatsApp angekündigt hat. Die Anzeigen bei dem beliebten Messengerdienst würden gemeinsam mit weiteren Funktionen in den kommenden Monaten eingeführt.

Die turbulenten Zeiten sind aber nach Sicht von Beobachtern längst nicht ausgestanden. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets warnte: "Anleger sollten sich nicht der Hoffnung hingeben, dass sich die Situation schon in wenigen Tagen wieder beruhigt."

Zudem sei das Risiko einer Ausweitung der Kampfhandlungen über die lokal begrenzte Vergeltung hinaus vorhanden. Stanzl rechnet damit, dass die Volatilität ein "ständiger Begleiter in diesem Börsensommer" bleiben werde.

Zentral wird für Anleger die weitere Entwicklung zwischen dem Iran und Israel und vor allem rund um die Straße von Hormus sein. Am Montagabend hatte die Seehandelsaufsicht der britischen Marine (UKMTO) elektrische Störungen von Schiffen im Persischen Golf und in der Straße von Hormus nahe dem Iran gemeldet. Mehrere Berichte hätten die Aufsicht erreicht, heißt es in der kurzen Meldung. Es gebe erhebliche Auswirkungen auf die sogenannten automatischen Schiffsidentifizierungssysteme (AIS), mit denen über Funk Navigations- und Schiffsdaten ausgetauscht werden. 

Bisher gehen Analysten nicht davon aus, dass der Iran die Straße von Hormus blockiert. Die Straße ist ein zentraler Exportweg für Öl. Noch am Freitag war der Ölpreis um gut sieben Prozent gestiegen, nachdem Israel den Iran angegriffen hatte und der Iran daraufhin zum Vergeltungsangriff ansetze. Am Montag fiel der Ölpreis wieder.

Hohe Ölpreise können Inflationsängste schüren als auch das weltweite Wachstum abschwächen. Stephen Innes von SPI Asset Management sagte, sollte sich der Konflikt zwischen Israel und dem Iran länger hinziehen, könnte das den Ölpreis rasch über die 80-Dollar-Marke treiben. "120 Dollar und mehr wären wieder auf dem Radar, wenn die Tanker nicht mehr frei verkehren könnten." 

Zudem werden sich die Augen vieler Anleger auf mehrere Notenbanksitzungen richten. Für insgesamt sechs wichtige Industrieländer stehen in den kommenden Tagen Zinsentscheidungen an. Neben der US-Fed tagen auch die Bank of Japan, die Bank of England, die Schweizerische Nationalbank und die norwegische sowie die schwedische Zentralbank. 

Die US-Notenbank Fed wird an diesem Mittwoch voraussichtlich politischem Druck widerstehen und ihre Leitzinsen nicht senken. Die Zinsspanne dürfte nach Einschätzung der meisten Ökonomen bei 4,25 bis 4,50 Prozent verharren. Der Nahost-Krieg zwischen Israel und dem Iran sorgt für mehr Unsicherheit. Hinzu kommt die weiterhin erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. 

Wichtig aus Sicht von Beobachtern ist, ob Powell für den weiteren Jahresverlauf Zinssenkungen signalisiert. Trump hatte ihn immer wieder aufgefordert, die Zinsen zu senken.

Auch der DAX hat sich nach dem Schock über den neuerlichen Konflikt zwischen dem Iran und Israel am Montag wieder stabilisiert. Der deutsche Leitindex ging mit 23.699 Punkten aus dem Tag und damit einem deutlichen Plus von 0,8 Prozent. Damit beendete der DAX seine sechstägige Verlustserie. Anleger haben die leicht gesunkenen Werte offenbar zum Wiedereinstieg genutzt. Die Verluste des schwachen Freitags wurden im DAX aber nicht vollends aufgeholt. Die Hoffnung vieler Beobachter: dass die Auseinandersetzung zwischen dem Iran und Israel regional begrenzt bleibt.

Für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,89 Prozent auf 30.006 Punkte bergauf. Sowohl der DAX als auch der MDAX schlossen knapp unter ihren Tageshochs. Andere Indizes in Europa berappelten sich ebenfalls überwiegend. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,9 Prozent fester und der Londoner FTSE 100 gewann immerhin 0,3 Prozent.

Zu den Gewinnern im DAX zählten am Montag vor allem der zuletzt wegen der geopolitisch unsicheren Lage unter Druck geratene TUI-Konzern. Dessen Papiere erholten sich am Montag um rund 4 Prozent. Dennoch gehören die Aktien des Reiseanbieters noch immer zu den schlechtesten Werten unter allen DAX--, MDAX- und SDAX-Mitgliedern. Vor allem der Nahost-Konflikt zwischen Israel und dem Iran hatte die Reisebranche zuletzt stark belastet, TUI dabei aber noch deutlicher als etwa die Lufthansa, deren Papiere binnen einer Woche etwa 4 Prozent verloren haben.

Siemens Energy-Papiere führten den DAX deutlich an. Begünstigt durch eine positive Analystenstudie stiegen sie um 2,4 Prozent auf 86,82 Euro. Das Anfang Juni markierte Rekordhoch von 89,52 Euro rückt wieder etwas näher. Aktuell beträgt der Jahresgewinn rund 72 Prozent. Die Kompressorensparte könnte außerdem verkauft werden, was Geld in die Kasse spülen dürfte.

Der Softwarekonzern Microsoft kommt Bedenken seiner europäischen Kunden im Hinblick auf Datenschutz entgegen und bietet künftig ein abgestuftes System zum Abschotten der Daten in Europa an. Konzernchef Satya Nadella stellte in Amsterdam ein Konzept vor, mit dem Kunden in Europa Cloud-Lösungen von Microsoft betreiben können, bei denen die Kundendaten in Europa bleiben. Dabei soll der Betrieb und der Zugriff von europäischen Mitarbeitern kontrolliert werden und die Verschlüsselung vollständig unter der Kontrolle der Kunden liegen.  

Im Rahmen der Datenschutzgarantie setzt Microsoft auch auf Verschlüsselungstechnik, die aus Deutschland stammt. Die Kunden können die Microsoft-Cloud mit Schlüsseln verbinden, die auf ihrem eigenen Hardware-Sicherheitsmodul (HSM) gespeichert sind. Nadella sagte, man arbeite dabei unter anderem mit dem Aachener Sicherheitsspezialisten Utimaco zusammen. An der NASDAQ legt die Microsoft-Aktie zeitweise 0,40 Prozent auf 476,86 US-Dollar zu. 

Der sichere Hafen Gold ist zu Wochenbeginn nicht mehr gefragt. Der Preis für die Feinunze Gold gab am Mittag um 0,8 Prozent auf 3.417 Dollar je Feinunze nach. Dass Gold nach wie vor klar unter seinem Rekordhoch von 3.500 Dollar notiert, ist ein deutliches Signal, wie gelassen die Anleger mit Blick auf den Nahen Osten noch sind.

Auch an den Devisenmärkten gehen die Anleger wieder ins Risiko - und raus aus sicheren Häfen wie dem japanischen Yen. Auch der Euro ist wieder gefragt: Trotz des sich verschärfenden Konflikts zwischen dem Iran und Israel ist die europäische Gemeinschaftswährung am Montag wieder über 1,16 US-Dollar gestiegen, konnte das aber nicht dauerhaft halten.

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat zu Beginn der Paris Air Show, der weltgrößten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris, einen ersten Großauftrag an Land gezogen. Der saudi-arabische Flugzeugfinanzierer Avilease bestellte zehn Exemplare des neuen A350-Frachters und 30 Schmalrumpf-Jets aus der Modellfamilie A320neo.

Der ehemalige Freenet-Chef und langjährige Ceconomy-Aufsichtsrat Christoph Vilanek wird neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums der Holding von Media Markt und Saturn. Erst im April hatte der langjährige Ceconomy-Chef Karsten Wildberger sein Amt niedergelegt und war als Digitalminister ins Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz gewechselt.

Der US-Flugzeughersteller Boeing rechnet für die nächsten 20 Jahre mit einer etwas schwächer wachsenden Nachfrage nach neuen Jets als zuletzt. Bis zum Jahr 2044 würden voraussichtlich 43.600 neue Maschinen benötigt, teilte der Konzern in der Nacht zum Sonntag in Paris mit. Vor einem Jahr hatte Boeing bis zum Jahr 2043 noch fast 400 Maschinen mehr vorausgesagt.

An der Pariser Börse ist die Kering-Aktie im frühen Handel stark gefragt. Laut der Zeitung Le Figaro verlässt Renault-Chef Luca De Meo den Autobauer und leitet künftig den Luxusgüterkonzern Kering. Dort übernehme er den Chefposten von dem Milliardär Francois-Henri Pinault. Pinault ist bisher in einer Doppelrolle Chef des Vorstands und des Verwaltungsrats.

Der US-Elektroautobauer Tesla kann die komplette Wiederverwertung des Abwassers aus der Fabrik in Grünheide bei Berlin fortsetzen - mit einem neuen Wasservertrag. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa unterzeichnete das Unternehmen den Vertrag mit dem regionalen Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der unter anderem höhere Grenzwerte vorsieht. Darüber war monatelang verhandelt worden.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. Juni 2025 um 10:00 Uhr.