Schriftzug des Deutschen Aktienindex DAX
marktbericht

DAX tendiert seitwärts Stillstand an der Börse

Stand: 09.01.2025 18:05 Uhr

Ohne Wall-Street-Unterstützung handelte der DAX heute in engen Bahnen. Übergeordnet sorgten Zoll- und Zinssorgen an der Börse erneut für viel Unsicherheit. Vor allem der Rentenmarkt schwächelte.

Am deutschen Aktienmarkt sind die Anleger heute in die Warteposition gegangen. Ohne Impulse aus den USA bewegte sich der deutsche Leitindex DAX in einer engen Spanne zwischen 20.245 und 20.360 Punkten. Am Ende ging der Index dann bei 20.317 Punkten um 0,1 Prozent minimal leichter aus dem Handel. Der MDAX der mittelgroßen Werte bewegte sich ebenfalls kaum und schloss letztlich bei 25.581 Punkten.

In den USA bleiben die Märkte heute wegen des nationalen Trauertages anlässlich des Todes des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter geschlossen, sodass von den US-Börsen keine Impulse für den deutschen Markt kommen werden. Insofern ist es auch nicht ungewöhnlich, dass letzterem jede Dynamik fehlt. Gestern hatten Zollsorgen die US-Börsen ausgebremst.

Hinzu kommt, dass am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wird, von dem sich die Investoren traditionell wichtige Hinweise auf den weiteren Kurs der US-Notenbank erwarten. Es ist nicht unüblich, dass sie sich vor den Daten zurückhalten, zumal das Risiko negativer Überraschungen besteht.

Denn der Jobmarkt hat sich zuletzt sehr robust gezeigt, was Zinshoffnungen dämpfte. Zudem hat sich auch die Inflation zuletzt wieder zurückgemeldet, sowohl in den Vereinigten Staaten, aber auch in Europa.

"Die Anleger sorgen sich über ausbleibende Zinssenkungen in diesem Jahr", sagte Christian Henke vom Broker IG mit Blick auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Aber auch in der Euro-Zone wuchsen angesichts des zuletzt wieder anziehenden Inflationsdrucks bei einigen Anlegern Zweifel, ob die Europäische Zentralbank ihr bisheriges Zinssenkungstempo beibehalten wird.

Nicht nur am Aktienmarkt herrscht Verunsicherung, auch der Rentenmarkt präsentiert sich wegen der Zins- und Zollsorgen derzeit in schwacher Verfassung. Im Gegenzug zogen die Renditen zuletzt zum Teil deutlich an.

Die Verzinsung der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen kletterte in der Spitze auf 2,54 Prozent und markierte damit den höchsten Stand seit fast sechs Monaten. Die Rendite ihrer französischen Pendants lag mit zeitweise 3,41 Prozent auf einem 14-Monats-Hoch. Die zehnjährigen US-Papiere wurden am Mittwoch mit 4,73 Prozent so hoch verzinst wie seit April 2024 nicht mehr.

Anleger gehen davon aus, dass die Fed wegen der voraussichtlich inflationstreibenden Handelspolitik des künftigen Präsidenten Donald Trump in puncto Zinssenkungen in diesem Jahr auf die Bremse treten dürfte. Das unterstrich auch das gestern veröffentlichte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung.

Offenbar hängt vieles von Trump ab: "Donald Trump dominiert derzeit die Bewegungen an den Aktienmärkten und dies dürfte sich in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten fortsetzen", kommentiert Frank Sohlleder, Marktanalyst beim Broker ActivTrades.

Der Dollar profitiert hingegen schon seit einer Weile von diesen Aussichten, was im Gegenzug den Euro drückt. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt bei XX Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0305 (Mittwoch: 1,0286) US-Dollar fest.

Auch positive heimische Konjunkturdaten helfen dem Euro nicht. Konkret haben die deutschen Unternehmen ihre Produktion im November überraschend stark hochgefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,5 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Befragte Ökonomen hatten nur mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet nach einem Rückgang von 0,4 Prozent im Oktober und von 2,1 Prozent im September.

Ökonomen lesen aus den Daten aber keine Trendwende heraus. "Der Produktionsanstieg ist ein Lebenszeichen, mehr nicht", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Selbst wenn der Dezember ein weiteres Plus liefere, werde die Produktion im Jahresschlussquartal gesunken sein. "Für eine echte Produktionsbelebung fehlt es an Aufträgen", sagte der Experte. Auch die Exporte sind im November überraschend deutlich gestiegen.

Der Bitcoin gibt weiter nach und ist wieder auf das Niveau von Ende 2024 zurückgefallen. Die älteste und bekannteste Kryptowährung kostete auf der Handelsplattform Bitstamp am Nachmittag rund 94.200 Dollar. Anfang der Woche hatte ein Bitcoin noch fast 103.000 Dollar gekostet. Starke Kursausschläge sind beim Bitcoin durchaus normal. In den vergangenen zwei Jahren hatte der Wert unterm Strich deutlich zugelegt.

Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat wegen anhaltender Engpässe im abgelaufenen Jahr noch etwas weniger Jets ausgeliefert als zuletzt gedacht. Insgesamt fanden 766 Maschinen den Weg zu den Kunden im damit 31 Stück mehr als im Vorjahr, wie der europäische DAX-Konzern am Abend in Toulouse mitteilte. Ursprünglich hatte sich Airbus-Chef Guillaume Faury rund 800 Auslieferungen vorgenommen, dieses Ziel jedoch wegen knapper Bauteile schon im Juni auf rund 770 Maschinen gekappt. Nun blieb Airbus sogar unter dieser Marke. Analysten hatten im Schnitt sogar mit noch weniger gerechnet.

An Aufträgen herrscht bei Airbus kein Mangel - im Gegenteil. Im vergangenen Jahr sammelte der Hersteller Bestellungen über 878 Passagier- und Frachtjets ein. Nach Abzug von Stornierungen kamen 826 Aufträge hinzu. Der Auftragsbestand wuchs zum Jahresende auf 8.658 Maschinen.

Wirbelstürme, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen haben nach Berechnungen der Munich Re 2024 weltweit deutlich überdurchschnittliche Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar verursacht. Die Geowissenschaftler des weltgrößten Rückversicherers sehen einen immer klarer werdenden Zusammenhang mit dem Klimawandel, da warme Temperaturen die Entstehung von Unwettern begünstigen.

"Die Welt ist so heiß wie nie zuvor", sagte Chefklimatologe Tobias Grimm. "Und das bedingt stärkere Stürme, Unwetter und auch Überschwemmungen." Die 320 Milliarden Dollar sind die globalen volkswirtschaftlichen Gesamtschäden, versichert waren davon 140 Milliarden Dollar.

Der Autobauer Volkswagen hat im vergangenen Jahr etwas weniger Autos seiner Kernmarke VW Pkw verkauft als im Vorjahr. Die weltweiten Auslieferungen sanken um 1,4 Prozent auf rund 4,8 Millionen Fahrzeuge, wie die Wolfsburger mitteilen. Vor allem in China, VWs wichtigstem Markt, gingen die Verkäufe zurück. Auch der E-Auto-Absatz schwächelte.

Heimische Autokonzerne dominieren in Deutschland den Markt für E-Autos. Zwar gingen die Verkaufszahlen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück, die deutschen Hersteller konnten ihren Marktanteil jedoch von 49 Prozent auf 61 Prozent steigern, wie aus einer Untersuchung von Daten des Kraftfahrtbundesamts durch die Beratungsfirma EY hervorgeht. Besonders stark gingen danach die Verkaufszahlen von Tesla, Stellantis und Renault zurück.

Papiere der Kranich-Airline standen im MDAX mit einem Verlust von über vier Prozent am Ende und damit so tief wie seit August nicht mehr. Grund war ein negativer Analystenkommentar von JP Morgan. Die Experten der Bank haben Lufthansa auf ihre "Negative Catalyst Watch"-Liste gesetzt.

Hintergrund sei die Erwartung, dass die Lufthansa den Markt mit ihrer Prognose für das kommende Jahr angesichts erhöhter Kosten enttäuschen wird. "Unserer Meinung nach können die Aktien durchaus noch weiter fallen", hieß es in der Erklärung der Analysten. Die Lufthansa-Papiere verloren 2024 insgesamt rund 20 Prozent.

Die irische Airline Ryanair will derweil ihr Flugangebot an deutschen Regionalflughäfen ausbauen. Zum Sommerflugplan werde man die Sitzplatzkapazität an fünf kleineren Airports wie Bremen, Lübeck und Baden-Baden um 800.000 erhöhen und zwei zusätzliche Flugzeuge stationieren, teilte der größte europäische Billigflieger mit. Dies werde allerdings nicht den Rückgang an anderen größeren deutschen Flughäfen um 1,8 Millionen Sitze ausgleichen, sagte Ryanair-Airlinechef Eddie Wilson in Berlin.

Im Kleinwerteindex SDAX wird ein Übernahmekandidat durch den nächsten ersetzt. Am Montag (13. Januar) muss die Kliniksoftware-Firma Nexus den Index verlassen, nachdem sich der US-Finanzinvestor TA Associates knapp 95 Prozent an dem Unternehmen aus Donaueschingen gesichert hat. Damit kommt Nexus nicht mehr auf den Mindest-Streubesitz von zehn Prozent, der Voraussetzung für die Mitgliedschaft in dem Index ist.

Dafür kehrt der Online-Modehändler About You zurück, doch auch seine Tage dort dürften gezählt sein. Denn der weitaus größere Konkurrent Zalando hat für About You erst im Dezember ein 1,13 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot angekündigt und hat bereits drei Viertel der Anteile sicher.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. Januar 2025 um 09:00 Uhr.