Börsenhändler in Frankfurt
marktbericht

Leichtes Kursminus Investoren bleiben in Warteposition

Stand: 21.01.2025 12:56 Uhr

Solange nicht Klarheit über die Pläne der neuen US-Regierung besteht, bleiben die Investoren in Deckung. Der ZEW-Index signalisiert keine konjunkturelle Trendwende - immerhin dürfte die Wall Street freundlich starten.

Der DAX bewegt sich derzeit kaum von der Stelle, aktuell liegt er rund 0,1 Prozent im Minus bei 20.963 Punkten. Gestern hatte der deutsche Leitindex zum ersten Mal die Marke von 21.000 Punkten durchbrochen und schließlich 0,4 Prozent fester bei 20.990 Zählern geschlossen. Der aktuelle Rekordstand liegt jetzt bei 21.054,60 Stellen.

Die Investoren rätseln, was die Präsidentschaft Donald Trump für die Handelspolitik bedeuten wird. "Die Hoffnung der Marktteilnehmer ist, dass weitere Zölle, vor allem auf Waren aus China und der Europäischen Union, nicht so hoch ausfallen werden", konstatiert Christian Henke vom Broker IG Markets. "Doch Donald Trump könnte den Bullen diesbezüglich einen empfindlichen Strich durch die Rechnung machen und sich als neuer Unsicherheitsfaktor für die Börsen herausstellen."

Der Aufwärtstrend bleibe zwar intakt, könnte aber zunächst von einer richtungslosen Schaukelbörse abgelöst werden, prognostiziert Jochen Stanzl, Marktbeobachter bei CMC Markets. "Die Schlagzahl der präsidialen Dekrete wird auch heute hoch bleiben. Nicht viele Anleger wagen sich deshalb wirklich aus der Deckung." Erhöhte Kursschwankungen in den kommenden Monaten könnten nicht ausgeschlossen werden, heißt es von der Helaba.

Von Konjunkturseite erhalten die Anleger heute keine Unterstützung für den Aktienmarkt: Die ZEW-Konjunkturerwartungen der Börsianer fallen im Januar unerwartet stark um 5,4 Punkte auf 10,3 Zähler. "Ausbleibende Konsumausgaben der privaten Haushalte sowie eine schwache Baunachfrage belasten weiterhin die deutsche Wirtschaft", sagte ZEW-Chef Achim Wambach. "Sollten sich diese Trends im aktuellen Jahr fortsetzen, wird Deutschland weiter hinter die restlichen Euro-Länder zurückfallen."

Hinzu komme eine gestiegene politische Unsicherheit. "Diese wird getrieben durch eine mögliche schwierige Koalitionsbildung in Deutschland sowie Unklarheit über die Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung", fügte Wambach hinzu.

Gestern hatten die US-Börsen aufgrund eines Feiertags geschlossen, heute wird wieder gehandelt. Die Reaktion an der Wall Street auf die ersten Schritte Trumps dürfte freundlich ausfallen. Die US-Futures deuten auf einen Handelsstart in positivem Terrain hin.

Nach US-Börsenschluss wird der Streamingdienst Netflix die Bilanz des vierten Quartals präsentieren. Im Blick haben Marktteilnehmer vor allem die Entwicklung der Werbeeinnahmen rund um die jüngsten Sport-Live-Übertragungen.

Die Aussicht auf bevorstehende Zölle gegen Kanada und Mexiko lässt den Dollar einen Teil der Verluste nach Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wieder wettmachen. Der Eurokurs sinkt auf ein Tagestief bei 1,0342 Dollar.

Milliardenschwere Wertberichtigungen von Orsted auf Windkraftprojekte in den USA haben die Kurse der gesamten europäischen Windenergiebranche gedrückt. Der fast 17-prozentige Kursabsturz der Orsted-Aktien an der Kopenhagener Börse zog auch RWE nach unten. Mit Vestas büßte eine weitere dänische Windkraft-Aktie deutlich ein.

Erschwerend hinzu kommt für die Branche der Kurswechsel der neuen US-Regierung. Das Weiße Haus teilte mit, man werde Genehmigungsverfahren straffen und Vorschriften aufheben, die die Energieerzeugung und -nutzung übermäßig erschweren. Die energiepolitischen Maßnahmen würden auch die Verpachtung von Gebieten zur Nutzung als "massive Windparks" beenden, die die Landschaft zerstörten und den Verbrauchern nicht nützten.

Die von UniCredit umworbene Commerzbank hält an ihren milliardenschweren Ausschüttungsplänen fest. Der erste, 600 Millionen Euro schwere Teil eines Aktienrückkaufs sei am Montag abgeschlossen worden, teilte die Bank mit. Dabei kaufte sie seit Anfang November 38,8 Millionen Aktien für einen Durchschnittspreis von 15,45 Euro zurück. Der Preis liegt mehr als zwei Euro unter dem Aktienkurs vom Dienstag. Der Antrag, eigene Aktien für weitere 400 Millionen Euro am Markt zu erwerben, liegt noch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde und bei der Finanzagentur des Bundes.

Die Verkäufe von E-Autos auf dem EU-Neuwagenmarkt sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Während über das Jahr 2024 gesehen insgesamt 0,8 Prozent mehr Neuwagen zugelassen wurden, sank der Anteil von E-Autos von 14,6 Prozent im Jahr 2023 auf nun 13,6 Prozent, wie aus am Dienstag veröffentlichten Daten des europäischen Herstellerverbandes ACEA hervorgeht. Besonders in Deutschland wurden bedeutend weniger E-Autos verkauft.

Der Logistikkonzern DHL setzt in Deutschland immer stärker auf Paketautomaten, damit die Verbraucher dort ihre Sendungen abholen können und der Paketbote nicht mehr bis zur Haustür fahren muss. "Aktuell sind es rund 15.000 Packstationen und Poststationen, bis Jahresende sollen 2.000 Automaten dazukommen", sagte die zuständige DHL-Vorständin Nikola Hagleitner der Nachrichtenagentur dpa. Bis 2030 möchte der Konzern die Zahl seiner Automaten auf 30.000 verdoppeln.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 21. Januar 2025 um 09:00 Uhr im Update Wirtschaft.