Edelmetall steigt im Preis Jetzt den Goldschmuck verkaufen?
Die Börsen sind im "Goldrausch": Der Preis für die Feinunze klettert auf immer neue Höchstwerte. Woran liegt das? Und ist jetzt ein guter Zeitpunkt, Familienschmuck zu verkaufen?
Die geerbte Goldkette der Patentante, Großvaters Ehering oder goldene Ohrringe, die längst aus der Mode sind - viele Menschen haben so etwas zuhause irgendwo in der Schublade liegen. Lohnt es sich aktuell, da der Goldpreis ständig neue Höchststände erreicht, den Schmuck zu verkaufen?
"Ich denke mal, der meiste Schmuck ist ja schon etwas länger im Besitz, also kann man sicher sagen: der Preis ist über dem Kaufpreis", sagt Henrik Marx, Leiter des weltweiten Edelmetallhandels bei Heraeus.
Kurs kratzt schon an der 2900-Dollar-Marke
Auf der anderen Seite rät der Goldhandels-Experte: "Wenn man jetzt nicht dringend auf das Geld angewiesen ist, ist es sicher nicht verkehrt, das Schmuckstück noch etwas liegen zu lassen." Denn die Experten von Heraeus gehen davon aus, dass der Goldpreis in diesem Jahr noch weiter steigen wird - auf über 2950 Dollar je Feinunze.
Das jüngste Rekordhoch von Gold aus dieser Woche kratzte schon an der 2900-Dollar-Marke, ist also nicht mehr weit von dieser Prognose entfernt. Als Gründe für den steigenden Goldpreis nennen Experten die Unsicherheit aufgrund der US-Zoll-Politik. Anleger suchten da einen sicheren Hafen.
Keine ideale Anlageform
Gilt das auch für Goldketten, Broschen und Ringe? Ist Goldschmuck überhaupt eine geeignete Wertanlage? Antiquitätenhändler David Suppes, auch bekannt aus der Fernsehsendung "Bares für Rares", rät eher ab. "Schmuck halte ich nicht für die ideale Anlageform, weil es sich im Ernstfall nicht so leicht liquidieren, also zu Geld machen lässt. Bei Schmuck hat man immer das Problem: ist es echt? Wie hoch ist der Goldwert genau? Hat es die richtige Legierung, die drauf steht?"
Das lasse sich schwerer prüfen, so Suppes gegenüber der ARD-Finanzredaktion. Dennoch böten derzeit viele Kunden ihren Goldschmuck in seinem Antiquariat zum Verkauf an, so der Händler.
Zentralbanken als wichtige Käufer
Zuletzt zählten Notenbanken weltweit zu den größten Käufern von Gold - das führte im vergangenen Jahr zur kontinuierlichen Preissteigerung. Nach Zahlen des World Gold Council haben Zentralbanken 2024 mehr als 1000 Tonnen Gold gekauft. Allen voran die Notenbanken in Polen, der Türkei, Indien und China. Letztere wollen sich Experten zufolge so unabhängiger vom Dollar machen.
Edelmetall-Recycler wie Heraus Precious Metals schmelzen Gold ein, um es dann an die Industrie oder an Investoren in Form von Barren weiterzuverkaufen. Daher zähle beim Ankauf eines Schmuckstücks am Ende nur das reine Edelmetallgewicht und der reine Goldgehalt, so Gold-Experte Henrik Marx.
"Wir vergüten den Preis für die Schmelzware. Also für uns macht es keinen Unterschied, ob wir eine schöne Kette haben oder einen alten Heraeus-Barren. Wir vergüten das Feingold, und so ist auch der Stand in der Industrie." Das heißt: Es wird ausschließlich der Materialwert vergütet. Dabei bleiben die Handwerkskunst und der emotionale Wert eines Schmuckstücks völlig außen vor.