Ein Facharbeiter arbeitet in einer Montagehalle für Elektromobilität.
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Aussichten für 2025 Wohin steuert die deutsche Wirtschaft?

Stand: 15.01.2025 17:08 Uhr

Insolvenzen, Autokrise, Jobabbau: Nach dem Krisenjahr 2024 ruhen die Hoffnungen der Wirtschaft auf 2025. Wie sind die Aussichten? Was kommt nach der Bundestagswahl und mit einem US-Präsidenten Trump auf Unternehmen und Verbraucher zu?

Was sind die Hauptprobleme?

Ausgebremst wurde die deutsche Konjunktur im abgelaufenen Jahr gleich von mehreren Seiten. Der angesichts steigender Reallöhne erwartete Konsumboom unter Verbraucher blieb aus, weil die Kaufkrafteinbußen während der Vorjahre noch nicht wieder wettgemacht wurden. Zudem nimmt die Arbeitsplatzsorge vieler Deutscher wieder zu, die deshalb nach wie vor oft sparen.

Auch wichtige Branchen kämpfen mit der schwachen Nachfrage: In der Baubranche ziehen sich viele potenzielle Bauherren zurück, weil der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der hohen Finanzierungs- und Materialkosten unerschwinglich bleibt. Auch die Autoindustrie, der Maschinenbau und die Chemiebranche leiden unter schwacher Nachfrage, die auch vom Auslandsgeschäft nicht aufgefangen wird, denn auch auf den Weltmärkten hakt es: So sanken die deutschen Exporte in den ersten elf Monaten 2024 gemessen am Vorjahreszeitraum.

Zudem belasten teure Energie und die große Bürokratie den Standort Deutschland, ebenso wie eine sanierungsbedürftige Infrastruktur.

Wie hat sich die Wirtschaft 2024 entwickelt?

Im vergangenen Jahr ist Deutschland erneut in die Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum, auch vierten Quartal sank sie nach einer ersten Schätzung leicht. Schon 2023 war das Bruttoinlandsprodukt zurückgegangen.

Was sind die Folgen?

Die Wirtschaftskrise führt mittlerweile zu einer steigenden Zahl an Firmeninsolvenzen, die nach Einschätzung des Instituts IWH Halle in einzelnen Monaten an das Niveau in der globalen Finanzkrise heranreicht.

Wie sicher sind die Jobs in Deutschland?

Am lange Zeit robusten deutschen Arbeitsmarkt macht sich die Krise allmählich bemerkbar. Im Dezember stieg die Arbeitslosenquote auf 6,0 Prozent und wird nach Einschätzung der Arbeitsagentur weiter wachsen. Zugleich steigt immer noch die Zahl der sozialversicherten Jobs. 

Die Sicherheit des eigenen Jobs hängt stark von der Branche ab, denn viele Bereiche wie Erziehung, Gesundheitswesen oder öffentlicher Dienst wachsen so stark, dass unter dem Strich die Jobverluste aus der Industrie mehr als ausgeglichen werden. Finanziert wird der öffentliche Sektor allerdings durch Steuern und Abgaben, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen.

Was bedeutet die zähe Inflation für die Kaufkraft?

Zwar ist die Inflationswelle in Deutschland abgeebbt. Mit 2,2 Prozent im Jahresschnitt 2024 stiegen die Verbraucherpreise viel weniger als 2022 (6,9 Prozent) und 2023 (5,9 Prozent), als die höchsten Inflationsraten seit der Wiedervereinigung erreicht wurden. Doch die Teuerung bleibt hartnäckig, was die Menschen etwa beim Einkaufen im Supermarkt spüren. Der private Konsum kommt daher nicht recht in Schwung. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise überraschend stark um 2,6 Prozent.

"Noch ist das Inflationsproblem nicht gelöst", meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.  Ökonomen erwarten, dass sich die Inflationsrate im neuen Jahr zunächst über der Marke von 2 Prozent festsetzt. Das ifo-Institut rechnet im Gesamtjahr mit 2,3 Prozent. Bei der Bank bekommen viele Sparer weniger Zinsen, ihr Geld verliert dann an Wert. 

Wie steht Deutschland im globalen Vergleich da?

Laut Jahresgutachten des Sachverständigenrats ("Wirtschaftsweise") wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen fünf Jahren preisbereinigt nur um 0,1 Prozent. "In den USA liegt das BIP bereits heute um mehr als zwölf Prozent über dem Vor-Corona-Niveau, im Euro-Raum um gut vier Prozent", hieß es in dem Papier von November. Und der Internationale Währungsfonds prognostizierte im Oktober für Deutschland ein Nullwachstum - das schwächste aller führenden westlichen G7-Industriestaaten.

Was kommt 2025 auf die Wirtschaft zu?

Eine große Unsicherheit für die deutsche Wirtschaft ist die Präsidentschaft von Donald Trump, der am 20. Februar das Amt im Weißen Haus übernimmt. Sollte Trump wie angekündigt Zölle auf Importe aus Europa von bis zu 20 Prozent erheben, dürfte das die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders treffen. Nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) könnten in Deutschland 300.000 Jobs verloren gehen, sollte der designierte Präsident seine Pläne umsetzen und andere Länder mit Gegenzöllen antworten. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Und auch die Bundestagswahl ist für Firmen mit Unsicherheiten belastet. Viele Unternehmen halten sich derzeit mit Investitionen zurück. Eine neue Regierung habe die Chance auf einen Stimmungswechsel bei Bevölkerung und Unternehmen, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Das brauche aus Sicht der Arbeitgeber weniger Bürokratie, weniger Regulierung, weniger Lohnzusatzkosten. Daneben fordern Wirtschaftsverbände Entlastungen bei den im internationalen Vergleich hohen Energiekosten sowie den Steuern und Abgaben.

Was will die Politik unternehmen?

In den Wahlprogrammen der Parteien spielt die Wirtschaftspolitik eine große Rolle. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind aber unterschiedlich. Während Union und FDP sich vor allem für Steuerentlastungen und weniger Bürokratie starkmachen, legen SPD und Grüne einen Fokus auf einen milliardenschweren, kreditfinanzierten "Deutschlandfonds", um Investitionen zu fördern und die teils marode Infrastruktur zu sanieren. Entlastungen bei den Energiekosten versprechen alle Parteien - von den Linken bis zur AfD.

Was spricht für eine Erholung 2025?

Ökonomen erwarten, dass Europas größte Volkswirtschaft kaum in Schwung kommt. "Die deutsche Wirtschaftsleistung wird 2025 voraussichtlich auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Krise liegen", sagte Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat. Die "Wirtschaftsweisen" erwarten für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,4 Prozent. Die Bundesbank hat ihre Prognose auf 0,2 Prozent gesenkt.

Der Konsum der Verbraucher etwa werde angesichts steigender Reallöhne zwar stetig zulegen, aber nicht so stark wie bisher erwartet - denn viele Menschen sorgen sich um ihren Job.  Rückenwind für die Wirtschaft kommt von sinkenden Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, die ihre Geldpolitik 2025 weiter lockern dürfte. Damit können sich Verbraucher wie Unternehmen billiger verschulden. Die Bauzinsen sind schon etwas gefallen, was Menschen hilft, die ein Haus bauen wollen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 15. Januar 2025 um 17:00 Uhr.