Kunden in einem Supermarkt in Frankreich.

EZB vor nächster Zinssenkung Inflation im Euroraum überraschend stark gefallen

Stand: 03.06.2025 12:19 Uhr

Die Inflationsrate im Euroraum ist im Mai überraschend stark gefallen und liegt mit 1,9 Prozent nun knapp unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank. Das macht den Weg frei für die nächste Zinssenkung.

Im Mai ist die Teuerungsrate in den 20 Ländern der Eurozone unter die Marke von 2,0 Prozent gefallen. Die Inflationsrate sei auf 1,9 Prozent gesunken, teilte das Statistikamt Eurostat in Luxemburg laut einer ersten Schätzung mit. Im April hatte die Rate noch bei 2,2 Prozent gelegen.

Auch Kerninflation deutlich gesunken

Der Rückgang war stärker als von Volkswirten erwartet. Diese hatten mit 2,0 Prozent gerechnet. Zudem ist die Kernteuerungsrate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel überraschend stark auf 2,3 Prozent gefallen.

Die gefallenen Verbraucherpreise in der Eurozone gehen dabei in erster Linie auf den deutlichen Rückgang der Teuerung bei Dienstleistungen zurück, die zuvor einer der stärksten Inflationstreiber gewesen sind: Diese sank im Mai spürbar auf 3,2 Prozent, nachdem sie im April - auch aufgrund von teuren Flugtickets um Ostern - noch auf 4,0 Prozent gestiegen war.

EZB steuert auf nächste Zinssenkung zu

Die neuen Inflationsdaten geben den Währungshütern der Europäischen Zentralbank (EZB) nun weitere Argumente dafür, auf ihrer Sitzung übermorgen in Frankfurt die Zinsen abermals zu senken.

Denn mit 1,9 Prozent liegt die Teuerung in der Eurozone nicht nur auf dem niedrigsten Stand seit September 2024, sondern sogar unter dem Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent. "Die EZB hält alle Argumente in der Hand, die Leitzinsen weiter zu senken", betont denn auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde war angesichts einer abebbenden Teuerungsrate Mitte 2024 auf einen Zinssenkungskurs umgeschwenkt. Seitdem haben sie die Schlüsselsätze bereits sieben Mal nach unten gesetzt - der jüngste Schritt erfolgte im April. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz liegt inzwischen bei 2,25 Prozent.

Starker Euro dämpft Inflation

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ist überzeugt: Die EZB werde ihre Leitzinsen auf der Sitzung am Donnerstag wohl nicht zum letzten Mal senken. "Wir erwarten nach der Sommerpause einen weiteren Zinsschritt." Krämer verweist dabei auch auf China, das einen Teil der Waren, die es nicht mehr in den USA verkaufen kann, im Euroraum anbieten dürfte.

Darüber hinaus dürfte auch vom starken Euro ein inflationsdämpfender Effekt ausgehen. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert aktuell bei rund 1,14 Dollar, nachdem sie Anfang des Jahres noch bis auf knapp 1,02 Dollar und damit den tiefsten Stand seit über zwei Jahren gefallen war.