Deutsche Bahn Die meisten Bahnhofsgebäude sind im Privatbesitz
Nur ein Viertel der Bahnhofsgebäude sind tatsächlich noch im Eigentum der Deutschen Bahn. Die meisten gehören mittlerweile privaten Eigentümern. Viele von ihnen verfallen ungenutzt.
Nach dem massenhaften Verkauf von Bahnhofsgebäuden gehören der Deutschen Bahn in Deutschland nur noch ein knappes Viertel der bundesweit rund 2.900 Bahnhofshallen, nur noch knapp 700 Empfangsgebäude befinden sich in ihrem Besitz. Etwas mehr als ein Fünftel gehören wiederum Kommunen, wie eine Auswertung des Interessenverbands Allianz pro Schiene zeigt. Mehr als die Hälfte gehört danach privaten Eigentümern.
Nicht jeder Bahnhof in Deutschland hat ein Empfangsgebäude. Der Deutschen Bahn gehören eigenen Angaben bundesweit rund 5.700 Haltepunkte, die von Zügen angefahren werden.
Verkauf ist gestoppt
Der bundeseigene Konzern hatte in den 2000er und 2010er Jahren viele Empfangsgebäude verkauft. Die meisten gingen in kommunale Hand über. Doch auch private Käufer schlugen zu. In manchen Fällen kauften sie Bahnhöfe in ganzen Paketen, um sie dann einzeln weiterzuverkaufen, wie die Allianz pro Schiene ermittelt hat. Der Verband kritisiert, dass es deshalb gar keinen Überblick darüber gibt, wem die Gebäude im Einzelnen gehören.
Vor einigen Jahren hat die Bahn den Verkauf allerdings gestoppt. Der Bestand soll nun im Zuge der sogenannten Generalsanierung nach und nach saniert werden - insgesamt 200 bis zum Jahr 2027. Einen Rückkauf von Bahnhöfen plant der Konzern eigenen Angaben zufolge aber nicht.
Viele Bahnhöfe verfallen ungenutzt
Der Privatbesitz von Bahnhöfen ist insbesondere in Ostdeutschland verbreitet, wie die Auswertung des Verbands zeigt. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern. Mehr als 100 der insgesamt rund 130 Bahnhofsgebäude in dem Bundesland gehören danach privaten Eigentümern, das entspricht einem Anteil von mehr als 80 Prozent.
In Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg sind die Besitzverhältnisse bei den Stationen ähnlich. Ausnahme ist Berlin: Hier gehören noch nahezu sämtliche der insgesamt 100 Bahnhöfe der Deutschen Bahn beziehungsweise ihrem Eigentümer, dem Bund.
Private Eigentümer bauen die Gebäude in der Regel für private oder kommerzielle Zwecke um und nicht für den klassischen Bahnbetrieb. Vielerorts werden sie dem Verfall überlassen. Ein Beispiel dafür ist der Bahnhof Malchow in Mecklenburg-Vorpommern, der seit vielen Jahren außer Betrieb ist und verfällt.
Anreize für Eigentümer gefordert
Die Allianz pro Schiene fordert deshalb Anreize für private und kommunale Eigentümer, die Bahnhöfe für den Schienenverkehr zu erhalten oder wieder fit zu machen. "Zur Verkehrswende gehört, dass wir Bahnhöfe für mehr Zugreisende ertüchtigen", teilt Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege mit.
"Das bedeutet auch attraktive Empfangsgebäude, die den Bedürfnissen der Reisenden gerecht werden." Es brauche finanzielle und organisatorische Unterstützung, um entsprechende Nutzungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Hier sei insbesondere der Bund in der Pflicht, stellt Flege fest.
Initiativen dafür gibt es derzeit vor allem auf regionaler Ebene, etwa vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Mit der "Kompetenzstelle Bahnhof" hat dieser ein Portal geschaffen, auf dem interessierte Eigentümer Kontakte und Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Gebäude auch im Sinne des Schienenverkehrs finden.
In Nordrhein-Westfalen dient die sogenannte Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft als Ansprechpartner für interessierte Eigentümer. Das dortige Modell habe "zahllose hervorragende Beispiele städtebaulicher und verkehrlicher Attraktivierung hervorgebracht, die als wesentliche Bausteine einer gelingenden Verkehrswende gelten dürfen", heißt es dort. Solche Initiativen müssten dringend gestärkt und unterstützt werden, fordert die Allianz pro Schiene.