Türkische Lira

Lira auf Rekordtief Türkische Lira und Aktienbörse stürzen ab

Stand: 19.03.2025 10:52 Uhr

Die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters und Erdogan-Kontrahenten Imamoglu erschüttert die türkischen Finanzmärkte stark. Die Lira ist auf Rekordtief abgesackt und der Aktienmarkt eingebrochen.

Die Festnahme von Ekrem Imamoglu, Hoffnungsträger der türkischen Opposition und wichtiger Kontrahent von Staatschef Recep Tayyip Erdogan, hat die Finanzmärkte erschüttert. Wenige Tage vor seiner geplanten Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten wurde Haftbefehl gegen den Istanbuler Bürgermeister erlassen. Die politische Krise übt Druck auf die Anleger aus.

Die Landeswährung Lira sackte zum US-Dollar auf ein Rekordtief ab. Zwischenzeitlich mussten mehr als 40 Lira für einen Dollar gezahlt werden. Der Kurs stieg somit um knapp zwölf Prozent. Das war das größte Plus seit rund drei Jahren. Gleiches galt für den Wechselkurs des Euro: Dieser stieg um mehr als acht Prozent auf über 43 Lira für einen Euro.

An der Börse in Istanbul brach der Leitindex Borsa Istanbul 100 um fast sieben Prozent ein. Einen so großen Einbruch gab es zuletzt vor sieben Monaten. Der Index für die Bankenbranche stürzte sogar um mehr als neun Prozent ab. Das machte das größte Minus seit zwei Jahren. Auch türkische Anleihen flogen in hohem Bogen aus den Depots. Der Handel an der Börse wurde am Morgen zeitweise ausgesetzt.

Unsichere Lage: Anleger ziehen sich zurück

"Türkische Vermögenswerte stehen unter starkem Verkaufsdruck", sagte Piotr Matys, Währungsanalyst bei In Touch Capital Markets. Einigen Anlegern werde nun erneut in Erinnerung gerufen, dass Präsident Erdogan seine Macht noch mehr festigen will. Erdogan versuche mit diesem Schritt, seinen größten politischen Rivalen daran zu hindern, bei den für 2028 anstehenden Präsidentschaftswahlen zu kandidieren.

"In den vergangenen Tagen war an der türkischen Börse ein Zufluss ausländischen Kapitals zu beobachten", sagte Serhat Baskurt, Manager beim Vermögensverwalter ALB Yatirim. Diese Anleger zögen sich wegen der politisch unsicheren Lage zurück. Die Talfahrt der türkischen Börsen werde voraussichtlich noch einige Tage anhalten.

Türkische Aktien waren Anfang März gestiegen

Eine Leitzinssenkung und die Hoffnung auf engere Beziehungen zur Europäischen Union hatten zuletzt dazu beigetragen, dass türkische Aktien Anfang des Monats noch stark gestiegen waren. Durch den Kursrutsch am Mittwoch ist dieses Plus deutlich geschrumpft.

Imamoglu war am frühen Morgen gemeinsam mit Hunderten weiteren Menschen, darunter Geschäftsleute und Journalisten, festgenommen worden. Ihm werde unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und Korruption vorgeworfen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Es gehe um Aktivitäten im Zusammenhang mit Ausschreibungen der Stadtverwaltung. Die Opposition sprach von einem "Staatsstreich".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. März 2025 um 08:35 Uhr.