Ein Flüchtlingslager im kenianischen Dadaab (Archivbild)

Wegfall von US-Hilfen in Afrika "Viele Menschen werden weniger Chancen haben"

Stand: 07.02.2025 17:48 Uhr

Der Wegfall der US-Hilfen bedroht viele humanitäre Projekte und Einrichtungen in Afrika. Die Gesundheitsbehörde CDC Africa warnt vor Rückschlägen im Kampf gegen Krankheiten - und vor Millionen Todesfällen.

Dadaab in Kenia ist eines der größten Flüchtlingslager der Welt. Hier leben rund 350.000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Kriegsflüchtlinge aus dem Nachbarland Somalia. Das Camp wird mitfinanziert von USAID, der Behörde für Entwicklungshilfe, die US-Präsident Donald Trump abschaffen will.

Abdullahi Mire ist im Flüchtlingslager Dadaab aufgewachsen. Heute arbeitet er dort, leitet Bildungsprojekte für Kinder. Schon jetzt sei die Situation für die dort Menschen schwierig. Abdullahi hat große Sorgen, dass es nun noch schlechter wird: "Die Essenmenge ist schon jetzt rationiert. Die Gesundheitsversorgung im Camp ist am Anschlag. Ohne die finanzielle Hilfe der USA werden viele Menschen deutlich weniger Chancen haben."

Rückschlag im Kampf gegen Krankheiten

Die Vereinigten Staaten geben weltweit das meiste Geld für die Entwicklungszusammenarbeit aus. 2023 waren es gut 50 Milliarden US-Dollar - allein über USAID. Dazu gehören zum Beispiel Getreidelieferungen an Äthiopien. Wenn das Geld fehlt, werden Projekte eingefroren, mit verheerenden Folgen für die Menschen, die davon abhängig sind.

Das gilt auch für die Bekämpfung vieler Krankheiten in Afrika: Ebola, Malaria und Aids. Das Aus von USAID hätte schwerwiegende Folgen für Erkrankte in Afrika, sagt Christine Stegling, stellvertretende Direktorin von UNAIDS, dem Programm der Vereinten Nationen in Genf:

Die meisten Menschen, die mit HIV leben, leben in Afrika. Und deshalb werden sie es am meisten merken. Die größte finanzielle Investition von der amerikanischen Regierung, wenn es um Aids geht, ist in Afrika. Und da werden wir jetzt auch die größten Lücken sehen.

Viele verlieren ihre Arbeit

Zwei bis vier Millionen zusätzliche Todesfälle durch vermeidbare und behandelbare Krankheiten - damit rechnet die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC Africa. Experten dort gehen davon aus, dass Geldmangel die medizinischen Errungenschaften der vergangenen Jahre zunichte machen werde.

Hinzu kommt, dass viele Mitarbeiter von USAID ihre Arbeitsplätze verlieren oder beurlaubt werden. Allein in Kenia sind direkt oder indirekt schätzungsweise 35.000 Jobs betroffen, berichtet die Tagezeitung Daily Nation. Darunter medizinische Fachkräfte, Laborangestellte, Pharmazeuten und Sozialarbeiter.

Große Sorge um Kinder

Michelle Munala ist eine junge Frau, die seit gut drei Monaten für USAID in Kenia arbeitet. Nun hat sie keinen Job mehr. Sie habe in einem Projekt im Norden Kenias gearbeitet, erzählt sie, und dort mitgeholfen, rund 3000 Waisenkinder und HIV-infizierte Kinder zu betreuen.

"Ich mache mit große Sorgen um diese verwundbaren Kinder", sagt sie. "Vor allem um die ganz Kleinen. Denn USAID hat dort auch Gesundheitsvorsorge betrieben, damit Mütter ihre Kinder nicht mit HIV anstecken. Dieses Projekt wurde nun gestoppt. Die Kinder sind nun in Gefahr, HIV-positiv zu werden."

USAID fördert seit 60 Jahren Programme gegen Hunger, für Gesundheit und Bildung in vielen Ländern der Welt, auch in Afrika. Derzeit weiß niemand, wer diese große Lücke dauerhaft schließen soll.

Karin Bensch, ARD Nairobi, tagesschau, 07.02.2025 16:32 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Februar 2025 um 17:37 Uhr.