Menschen in Wuhan tragen im Januar 2020 Atemschutzmasken

Ausbruch in Wuhan USA und China streiten über Corona-Ursprung

Stand: 27.01.2025 11:19 Uhr

Der neue CIA-Direktor hat die Einschätzung der Behörde zum Corona-Ursprung geändert: Der Geheimdienst hält jetzt einen Laborunfall für wahrscheinlicher. China weist die Theorie zurück - und beklagt Verleumdung.

Zwischen der USA und China ist ein neuer Streit über den Ursprung des Coronavirus entfacht: Als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte der neue Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, die Stellungnahme der Behörde zur Entstehung des Virus geändert - zum Missfallen Chinas.

Ist das Virus von einem Tier auf den Menschen übergesprungen - oder durch einen Unfall in einem chinesischen Labor entstanden? Die CIA hatte vor Ratcliffes Amtsantritt noch die Position vertreten, dass es nicht ausreichend Informationen gebe, um das zu beurteilen.

Jetzt aber heißt es: "Die CIA schätzt mit geringem Vertrauen ein, dass ein forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie auf der Grundlage der verfügbaren Berichte wahrscheinlicher ist als ein natürlicher Ursprung." Allerdings halte die CIA weiterhin auch die Theorie eines natürlichen Ursprungs der Pandemie für "plausibel".

Bericht im US-Repräsentantenhaus zu Corona-Ursprung

Ratcliffe hatte bereits in der Vergangenheit die "Labortheorie" vertreten - und China vorgeworfen, den Ursprung des Virus zu verschleiern. Auch das US-Repräsentantenhaus legte Anfang Dezember im Unterausschuss einen Bericht vor, der nach einer zweijährigen Untersuchung von einem wahrscheinlicheren Ursprung im Labor ausgeht.

Begründet wurde das in dem Bericht mit einem Labor in der chinesischen Metropole Wuhan. In der Stadt war das Virus zuerst registriert worden. Es gibt dort demnach ein Labor, das an Coronaviren forscht - mit unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen, wie es heißt. Forschende seien schon im Herbst mit Covid-ähnlichen Symptomen erkrankt, lange bevor das Virus auf einem Markt von Wuhan entdeckt wurde.

China hält Laborunfall für "äußerst unwahrscheinlich"

China kritisierte die neue CIA-Stellungnahme. Die Theorie eines Laborunfalls sei "äußerst unwahrscheinlich", sagte Außenministeriumssprecherin Mao Ning. Diese Erkenntnis beruhe auf einer gemeinsamen Untersuchung von chinesischen Experten und Fachleuten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die auch "die betroffenen Labors in Wuhan" besucht hätten. 

"Dies wurde von der internationalen Gemeinschaft und der wissenschaftlichen Gemeinschaft weitgehend anerkannt", fügte die Ministeriumssprecherin hinzu. Die US-Regierung müsse aufhören, "andere Länder zu verleumden und ihnen die Schuld zuzuschieben", sagte Mao.

Keine eindeutigen Erkenntnisse der Wissenschaft

Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich die Frage nach der Herkunft des Erregers derzeit nicht klären. Eine im September im Fachblatt "Cell" veröffentlichte Studie hatte zwar Indizien darauf ergeben, dass der Erreger von Wildtieren stammt, die auf dem Markt in Wuhan gehandelt wurden. Eindeutige Rückschlüsse hatten die analysierten mehr als 800 Proben aber nicht zugelassen.

Das liegt auch an den Proben, die vom Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) zur Verfügung gestellt wurden: Sie wurden erst ab Januar 2020 auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan genommen, Infektionen bei Menschen gab es jedoch nach Einschätzung von Fachleuten schon im November 2019.

Drosten: "Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich"

Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité hält einen natürlichen Ursprung des Erregers "immer noch für wahrscheinlich", wie er der "taz" am Wochenende in einem Interview sagte. Allerdings hätte ein Beweis dafür eigentlich von China erbracht werden können. "Chinesische Wissenschaftler haben dafür alle technischen Möglichkeiten", betonte Drosten und fügte hinzu: "Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich."

Tatsächlich hatte die WHO Ende Dezember erklärt, immer noch auf die volle Kooperation Chinas zu warten, um den Ursprung der Corona-Pandemie zu klären. "Wir fordern von China weiterhin Daten und Zugang, damit wir die Ursprünge von Covid-19 verstehen können", teilte die Organisation mit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Januar 2025 um 09:54 Uhr.