Katastrophe in Los Angeles Neuer Wind könnte Brände antreiben
Die Feuer im Großraum Los Angeles sind noch nicht gelöscht - und schon jetzt spricht Kaliforniens Gouverneur von Zerstörungen, die alle bisherigen Naturkatastrophen in den USA übersteigen. Neuer Wind könnte die Situation verschärfen.
Mindestens 16 Menschen sind bei den verheerenden Bränden im Großraum Los Angeles bisher gestorben und mindestens genauso viele werden noch vermisst. Nach jüngster Bilanz der Feuerwehr wurden bisher 12.000 Gebäude beschädigt oder zerstört. Allein im besonders stark betroffenen Stadtviertel Pacific Palisades wurden demnach mehr als 9.500 Hektar Fläche zerstört.
Die Zerstörungen, die durch die sechs gewaltigen Feuer bisher verursacht wurden, dürften alle bisherigen Naturkatastrophen in den USA übertreffen. Zumindest was die Kosten und das Ausmaß angehe, werde man vermutlich von der schlimmsten Naturkatastrophe jemals sprechen müssen, sagte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom dem Sender NBC.
Enorme wirtschaftliche Folgen
Bei anderen Feuern, Hurrikans und Katastrophen in den USA kamen deutlich mehr Menschen ums Leben. Die Schäden und wirtschaftlichen Folgen in Los Angeles sind aber enorm. Der Wetterdienst AccuWeather schätzte sie bis zum Wochenende auf 135 bis 150 Milliarden Dollar. Sie dürften aber noch deutlich steigen, bis die Brände gelöscht sind. Bei Hurrikan "Helene" im vergangenen Jahr ging AccuWeather von 225 bis 250 Milliarden Dollar an Schäden aus. AccuWeather bezieht in seine Schätzungen eine Vielzahl von Variablen ein, darunter Schäden an Häusern, Unternehmen, Infrastruktur und Fahrzeugen sowie unmittelbare und langfristige Kosten für die Gesundheitsversorgung, Lohnausfälle und Unterbrechungen der Lieferkette.
Auch das Versicherungsunternehmen Aon und die Ratingagentur Moody's gingen in Einschätzungen vom Freitag davon aus, dass die Brände mehr Kosten nach sich ziehen würden als jede Naturkatastrophe in der US-Geschichte zuvor. Moody's begründete das unter anderem damit, dass die Brände dicht besiedelte Wohngebiete mit teils sehr teuren Anwesen zerstörten.
Wind soll wieder stärker werden
Und die Gefahr ist noch immer nicht gebannt. Zwar konnte im Ortsteil Pacific Palisades eine Ausweitung der Brände in östliche Richtung verhindert werden, teilte die Feuerwehr mit. Allerdings könne wegen starker Winde keine Entwarnung für Gemeinden in der Talebene San Fernando Valley rund 30 Kilometer nordwestlich von der Innenstadt von Los Angeles gegeben werden.
Die starken Santa-Ana-Winde aus dem Landesinnern, die die Flammen angefacht haben, waren zuletzt etwas abgeflaut. Allerdings warnte der Nationale Wetterdienst, dass Anfang nächster Woche wieder stärkere Böen von bis zu 110 Kilometern pro Stunde auftreten könnten. Nach Angaben der örtlichen Behörden werden die stärksten Winde für Dienstag erwartet. Erst zur Wochenmitte dürfte sich die Lage wieder entspannen.
Gefährliche Rückkehr
Die Feuerwehrchefin von Los Angeles, Kristin Crowley, forderte Bewohner auf, nicht in niedergebrannte Viertel zu fahren, um nach ihren Häusern zu sehen. "Es gibt immer noch aktive Feuer, die im Palisades-Gebiet brennen, was es für die Öffentlichkeit extrem, extrem gefährlich macht", sagte Crowley.
"Es gibt keinen Strom, kein Wasser, kaputte Gasleitungen und instabile Gebäude. Die Rettungskräfte arbeiten so schnell wie möglich, um sicherzustellen, dass Sie sicher in Ihre Gemeinden zurückkehren können."
Im Internet wurde eine Datenbank aufgebaut, in der Bewohner nachsehen können, ob ihr Haus noch steht oder nicht. Für rund 105.000 Menschen in Los Angeles County galt nach Angaben der Behörden noch eine Evakuierungsanordnung, für 87.000 weitere gibt es entsprechende Warnhinweise.
Trump kritisiert die Behörden
Der künftige US-Präsident Donald Trump warf lokalen und staatlichen Behörden ein verfehltes Risikomanagement vor. "Die Brände in L.A. wüten immer noch. Die inkompetenten Politiker haben keine Ahnung, wie sie sie löschen sollen. Tausende von prächtigen Häusern sind verschwunden, und viele weitere werden bald verloren sein. (...) Sie können die Brände einfach nicht löschen. Was ist nur los mit ihnen?", schrieb er in seinem Kurznachrichtendienst Truth Social Media.
Trump hatte bereits zuvor explizit gegen den demokratischen Gouverneur Kaliforniens ausgeteilt und ihn für das Ausmaß der Brände im Großraum Los Angeles verantwortlich gemacht. Konkret kritisierte er Wassersparmaßnahmen. Newsom sagte, er sei Beleidigungen von Trump gewohnt - wie "jeder Amtsträger, mit dem er nicht einer Meinung ist."