Europa in Zeiten von Trump In Davos betont man die eigene Stärke
In Davos dreht sich vieles um einen Mann, der nicht einmal vor Ort ist. Europäische Spitzenpolitiker nutzen das Weltwirtschaftsforum aber, um ihre Position zu Präsident Trump abzustecken: Man will sich auf die eigene Stärke besinnen.
"Was ist Ihre Botschaft an Trump?", wollten die in Davos versammelten Weltmedien vom ukrainischen Präsidenten wissen - aber Wolodymyr Selenskyj blieb stumm und lieferte dann bei seiner Rede vor allem eine Botschaft an Europa. Für Europa sei es entscheidend, Einheit zu wahren und sich in der Welt als eigenständiger starker Akteur zu etablieren, damit die Welt es sich nicht leisten könne, Europa zu ignorieren, so Selenskyj.
Fast drei Jahre nach dem Beginn des russischen Großangriffs auf sein Land forderte der ukrainische Präsident mehr Investitionen in Sicherheit und Verteidigung - so viel, wie für die Sicherheit wirklich notwendig sei. Und das könnten dann auch die von Donald Trump geforderten fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts sein, sagte Selenskyj. Wenn es fünf Prozent brauche für die Verteidigung, dann sei das eben so.
Um nicht nur relevant, sondern auch lebendig und groß zu bleiben, müsse Europa Geschichte gestalten. "Make Europe great again" - so ließe sich Selenskyjs Botschaft auch zusammenfassen.
Von der Leyen warnt vor Handelskriegen
Und zumindest was die Reihenfolge der Rednerinnen und Redner zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums anging, hieß es in Davos am Tag 1 der Trump-Regierung: Europa First. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwähnte in ihrer Eröffnungsrede den Namen Trump zwar nicht ein einziges Mal, aber auch sie ließ die europäischen Muskeln spielen.
Von der Leyen warnte vor Handelskriegen und erinnerte an das europäische Handelsvolumen von 1,5 Billionen Euro - 30 Prozent des Welthandels. Da stehe für alle Seiten viel auf dem Spiel. Und für die Europäerinnen und Europäer, so von der Leyen, beginne das Wettrennen zu Hause. Europa müsse "einen Gang höherschalten." Konkret forderte sie mehr Tempo für eine europäische Kapitalmarktunion, Fortschritte bei der Energiewende, bei Bürokratieabbau und Digitalisierung.
Scholz will widerstandsfähigeres Europa
Ganz ähnlich sprach auch Bundeskanzler Scholz, der wie immer auch für Besonnenheit plädierte, und meinte, nicht jede Äußerung in Washington sollte Europa gleich "in aufgeregte existenzielle Debatten stürzen".
"Wir Europäer müssen aus uns selber heraus stark sein. Wir müssen zusammenhalten untereinander und mit Partnern weltweit. Wir müssen wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger werden", sagte Scholz. Dazu habe Europa auch das Zeug. "Als Gemeinschaft mit mehr als 450 Millionen Europäerinnen und Europäern haben wir ökonomisches Gewicht."
Trump und seine Regierung würden die Welt nun über Jahre in Atem halten, sagte Scholz und gab sich zuversichtlich: "Mit all dem können und werden wir umgehen."