Nach Streit mit der Ukraine Slowakei erhält russisches Gas - über die Türkei
Der Stopp von Gaslieferungen durch die Ukraine hatte einen heftigen Streit mit der slowakischen Regierung ausgelöst. Nun fließt wieder russisches Gas in die Slowakei - an der Ukraine vorbei.
Nach dem Transitstopp durch die Ukraine bezieht die Slowakei wieder Gas aus Russland. Wie der staatliche slowakische Gasversorger SPP mitteilte, wird das Gas nun statt über die Ukraine über die Türkei und Ungarn transportiert. SPP wolle den noch bis 2034 laufenden Gasliefervertrag mit dem russischen Konzern Gazprom trotz politischer Bedenken einhalten, sagte SPP-Chef Vojtech Ferencz Journalisten in Bratislava.
Die Pipeline Turkstream verläuft von der russischen Stadt Anapa durch das Schwarze Meer nach Kiyiköy im Nordwesten der Türkei. Von dort gehen mehrere unterirdische Leitungen ab - eine führt nach Ungarn. Die Slowakei erhalte das Gas über das Nachbarland, sagte der SPP-Sprecher, ohne Einzelheiten zu nennen.
Ein SPP-Manager räumte jedoch ein, dass die Kapazitäten von Turkstream, über die auch andere europäische Länder mit Gas versorgt werden, nicht ausreichten, um die bisherigen Lieferungen von russischem Gas über die Ukraine zu kompensieren. Man werde daher weiterhin auch nach zusätzlichen Alternativen suchen.
Ukraine hat Vertrag auslaufen lassen
Der Transitvertrag für russisches Erdgas durch die Ukraine war zum Jahreswechsel ausgelaufen, weil die Ukraine ihn nicht mehr verlängert hatte. Kiew wollte damit verhindern, Russland dabei zu helfen, Einnahmen aus dem Gasverkauf zu beziehen.
Das EU-Land Slowakei ist jedoch so abhängig von russischem Gas wie kaum ein anderes Land in Europa und protestierte heftig gegen den Transitstopp. Bratislava berief sich dabei auf den EU-Assoziationsvertrag mit der Ukraine, der trotz des Krieges Gaslieferungen aus Russland an EU-Länder vorsieht, um diese vor Energieknappheit zu bewahren.
Scharfe Kritik an Ficos Moskau-Reise
Um sich weiterhin russische Gaslieferungen zu sichern, war die slowakische Wirtschaftsministerin Denisa Sakova zum Jahresende zweimal an den Gazprom-Sitz nach St. Petersburg gereist.
Ministerpräsident Robert Fico wiederum traf sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara und mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau. Ficos Moskau-Reise löste eine Welle von Massenprotesten in mehreren Städten der Slowakei aus. Auch diesen Freitag werden wieder Zehntausende zu Demonstrationen gegen Fico erwartet.