Kursschub am Nachmittag DAX erreicht neue Höhen
Insgesamt erfreuliche Daten aus den USA haben dem DAX am Nachmittag zu historischen Höchstständen verholfen. Auch in New York gibt es deutliche Kursgewinne.
Schon zu Handelsbeginn waren die deutschen Anleger ins Risiko gegangen und hatten den DAX moderat steigen lassen. Ihr Mut zahlte sich am Nachmittag aus: Insgesamt überraschte die Teuerung in den USA positiv. Dazu kamen vielversprechende Bankenbilanzen zum Start der amerikanischen Quartalsberichtssaison.
Der DAX erreichte mit bis zu 20.629 Punkten historische Höhen, und schloss deutliche 1,5 Prozent höher bei 20.574 Punkten. Das bisherige Rekordhoch vom Dezember hatte bei knapp 20.523 Zählern gelegen.
Wie erwartet, hat sich der Preisauftrieb in den USA Ende des vergangenen Jahres verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen im Dezember zum Vorjahresmonat um 2,9 Prozent. Im November hatte die Inflationsrate bei 2,7 Prozent gelegen. Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel war mit 3,2 Prozent allerdings etwas niedriger als erwartet. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet.
Das genügte, um neue Hoffnungen auf eine weniger restriktive Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve zu wecken. Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht Ende Januar an - wobei die wenigsten Beobachter hier schon eine weitere Zinssenkung erwarten.
Zinshoffnungen und starke Bankenbilanzen haben erwartungsgemäß auch der Wall Street zu einem guten Start verholfen. Zur Stunde gewinnt der Dow Jones rund 1,4 Prozent auf 43.087 Punkte, die Technologiewerte an der Nasdaq sind noch besser aufgelegt.
Die ersten Quartalsbilanzen aus dem US-Finanzsektor kamen bei den Anlegern gut an. BlackRock verwaltete im Schlussquartal den höchsten Wert seiner Firmengeschichte und verdiente dabei deutlich mehr als im Vorjahr, JPMorgan fuhr 2024 einen Rekordgewinn ein. Auch Wells Fargo und Goldman Sachs verzeichneten dank eines wiederbelebten Geschäfts mit Übernahmen und Fusionen sowie anziehender Börsentätigkeiten höhere Gewinne als im Vorjahr.
Am Donnerstag folgen die Zahlen von Morgan Stanley und der Bank of America.
Die Ölpreise zogen am Nachmittag deutlich an. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet zur Stunde 81,47 Dollar, 1,36 Prozent mehr als gestern.
Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass der Überschuss an Rohöl in diesem Jahr geringer als bisher gedacht ausfallen dürfte. Der Verband begründete dies in ihrem Monatsbericht mit neuen Sanktionen der scheidenden US-Regierung gegen die russische Energiewirtschaft. Diese könnten die russischen Öllieferungen "erheblich stören", hieß es. Zudem könnten auch die Exporte aus dem wichtigen Förderland Iran eingeschränkt werden, wenn die neue US-Regierung unter Donald Trump ihre Versprechen einer härteren Haltung umsetze.
Zudem sanken die Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche stärker als erwartet. Die Rohölvorräte fielen um 2,0 Millionen auf 412,7 Millionen Barrel. Analysten hatten mit einem Rückgang um lediglich 0,9 Millionen Barrel gerechnet.
Der Euro legte nach den US-Inflationsdaten deutlich zu, gab dann aber gegenüber dem Dollar wieder nach. Die europäische Gemeinschaftswährung verliert zur Stunde 0,25 Prozent auf 1,0280 Dollar. Die Feinunze Gold kostet am frühen Abend 2.689 Dollar und damit 0,5 Prozent mehr.
Die wieder aufgehellten Zinserwartungen spiegeln sich auch am Markt für Kryptowährungen wider. So kann der Bitcoin seine jüngsten Kursgewinne weiter ausbauen, am frühen Abend notiert die wichtigste Cyberdevise bei 99.316 Dollar. Anleger hoffen mit Blick auf den Amtsantritt von Donald Trump in der kommenden Woche auf einen weiteren Schub für den Krypto-Markt.
Die britische Investmentbank Barclays hat sich Zugriff auf mehr als 16 Prozent der Aktien der von der italienischen Großbank UniCredit umworbenen Commerzbank gesichert. Das Geldhaus halte 7,72 Prozent der Commerzbank-Aktien direkt und habe sich über Derivate Zugriff auf weitere 8,33 Prozent der Anteilsscheine verschafft, hieß es in einer Pflichtmitteilung. Die Bank betonte, sie verfolge keine strategischen Ziele mit der Commerzbank.Vielmehr sei es primär um den Kauf von Derivaten gegangen.
Insidern zufolge gehört Barclays zu den Banken, die UniCredit beim Aufbau des Commerzbank-Portfolios unterstützt hatten. Die britische Bank musste sich zu ihren Absichten nun genauer äußern, weil sie mit Aktien und Derivaten die Schwelle von zehn Prozent überschritten hat. Welcher Anteil der Position von Barclays im Zusammenhang mit dem UniCredit-Einstieg steht, ist unklar. Die Italiener hatten im Dezember erklärt, sie kontrollierten inzwischen etwa 28 Prozent der Commerzbank-Anteilsscheine, davon hielten sie rund 9,5 Prozent der Aktien direkt. Zuletzt war bekannt geworden, dass die US-Bank Citi vor allem über Derivate Zugriff auf 5,1 Prozent an der Commerzbank hat. Auch sie wird zum Kreis der Banken gezählt, die für UniCredit arbeiten.
Der DAX-Konzern Bayer hat in den USA einen weiteren Gerichtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB verloren. Die Geschworenen sprachen vier von 15 Klägern insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz zu. Wichtiger als dieser Fall und wegweisend für die gesamte Causa wird aber ein PCB-Berufungsprozess, der im Februar beginnen soll.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat sein neues Flugabwehr-System Skynex erstmals komplett an einen Nato-Staat verkauft. Man habe einen Auftrag von Italien über zunächst 73 Millionen Euro bekommen, teilte Rheinmetall mit. Dem Auftrag aus Italien kommt eine besondere Rolle zu, da Referenzkunden in der Rüstungsindustrie wichtig sind. Der Vertrag mit Rom könnte sich also als Türöffner für Flugabwehr-Geschäfte mit anderen Nato-Staaten erweisen.
Im SDAX büßt die Aktie von Borussia Dortmund gut sechs Prozent ein. Nach der überraschenden Auswärtsniederlage gegen Kiel kosten die Papiere der Schwarzgelben im Tief nur noch 2,77 Euro und damit so wenig wie seit Mitte 2013 nicht mehr. In der Tabelle rangiert der BVB nun nur noch auf dem 9. Platz - fernab aller Qualifikationsplätze für internationale Wettbewerbe.
Der Windanlagenbauer Nordex hat im vierten Quartal noch einmal deutlich mehr Neugeschäft an Land gezogen. Die Auftragseingänge stiegen um fast 32 Prozent auf 3,25 Gigawatt. Dabei kamen fast 90 Prozent der Bestellungen aus Europa. Auf das Jahr 2024 hochgerechnet erzielte Nordex einen Rekordauftragseingang von 8,3 Gigawatt - rund 13 Prozent als im Vorjahr.
Der US-Pharmakonzern Pfizer macht beim Sensodyne-Hersteller Haleon Kasse. Pfizer werde Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Pfund (3,05 Milliarden Dollar) an Haleon verkaufen und damit seine Beteiligung an dem britischen Gesundheitsunternehmen von 15 auf etwa 7,3 Prozent senken, wie der Bookrunner J.P. Morgan heute mitteilte. Der Pharmariese bleibt auch nach dem Anteilsverkauf größter Aktionär von Haleon.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat Tech-Milliardär Elon Musk im Zusammenhang mit seinen Aktienkäufen bei der Übernahme von Twitter im Jahr 2022 verklagt. Der Vorwurf: Musk habe nicht rechtzeitig öffentlich gemacht, dass seine Beteiligung die Marke von fünf Prozent überschritt - und dadurch mehr Aktien günstiger kaufen können.
Der Facebook-Konzern Meta will in diesem Jahr rund fünf Prozent seiner Mitarbeiter austauschen. Die Idee dabei ist, dass Beschäftigte mit niedrigen Leistungsbewertungen schneller das Unternehmen verlassen müssen. Für ihre Jobs sollen neue Leute angestellt werden, wie aus einer Ankündigung von Gründer und Chef Mark Zuckerberg an die Mitarbeiter hervorgeht, über die der Finanzdienst Bloomberg und das Tech-Blog "The Verge" berichteten.