
Attacken gegen Fed-Chef Powell Trumps neuer Angriff auf die Wirtschaftsordnung
Erst die Disruption des Welthandels, nun der erneute Angriff auf die Unabhängigkeit der Geldpolitik: Donald Trumps Manöver hinterlassen bleibende Schäden im wirtschaftlichen Gefüge.
Was Donald Trumps aggressive Zollpolitik mit der Weltwirtschaft angerichtet hat, ist erst in Ansätzen absehbar. Jetzt haben die jüngsten Attacken des US-Präsidenten auf die US-Notenbank Fed erneute Schockwellen über die Finanzmärkte gesendet.
In Reaktion auf Äußerungen von Notenbankchef Jerome Powell zu den negativen Folgen der Zollerhöhungen für Wirtschaft und Inflation hatte Trump am Freitag dessen Entlassung gefordert - die er nach geltendem Recht nicht grundlos veranlassen darf.
Am Montag legte Trump nochmals nach. Er gab Powell die Schuld an einer nachlassenden Dynamik der US-Wirtschaft, da die Fed den Leitzins entgegen seinen Wünschen nicht gesenkt hat und nannte ihn "Mr. Zu Spät" und einen "großen Loser". Eine Tonalität, die viel mehr an Schulhof denn an fachliche Auseinandersetzung erinnert.
Vertrauen in US-Märkte erschüttert
Doch die Taktik des rabiaten Zurückschlagens, die schon früh zu Trumps Geschäftspraktiken gehört haben soll, zeitigt auch an den Finanzmärkten Folgen, die der US-Präsident schwerlich einschätzen kann. Seine jüngsten Attacken rütteln am Fundament der amerikanischen Wirtschaft, nämlich dem Vertrauen in die Funktionsweise des Finanzsystems.
Die Finanzmärkte reagierten prompt. Der US-Leitindex Dow Jones brach am Montag um 2,5 Prozent ein. Noch alarmierender war für Experten aber der Kursverfall am Anleihen- und Devisenmarkt. Zehnjährige Staatsanleihen brachen erneut ein und boten zuletzt eine Rendite von 4,405 Prozent. Der Dollar rutschte gemessen am Dollar-Index, der das Verhältnis der US-Währung zu den wichtigsten Fremdwährungen ausdrückt, auf ein Drei-Jahres-Tief von 97,921 Punkten.
Das sind unverkennbare Warnzeichen dafür, wie stark das Vertrauen einerseits in die Verlässlichkeit der USA als Schuldner und andererseits in die Unabhängigkeit der Geldpolitik gesunken ist.
Bleibende Schäden
Ob Trump diese Folgen wirklich einkalkuliert hat, ist fraglich. Zuletzt war es dem Republikaner gelungen, die Märkte mit verbalen Interventionen wie dem Aufschub angedrohter Zölle zu beruhigen. Aber auch solche Manöver zehren im empfindlichen Umfeld der Finanzmärkte am Vertrauen in die Verlässlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Berechenbarkeit der US-Politik.
Trumps Volten dürften also nicht nur in der weltweiten Wirtschaftsordnung, sondern auch an den Finanzmärkten bleibende Schäden hinterlassen.