Montage im BMW Werk in San Luis Potosi in Mexiko.
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Angst vor hohen Zöllen Mexikos Sorgen betreffen auch Deutschland

Stand: 20.01.2025 08:45 Uhr

Donald Trump will als neuer US-Präsident Zölle auf Waren aus Mexiko erheben. Nicht nur das Land würde darunter leiden; auch die deutsche Autoindustrie wäre betroffen, weil viele Hersteller dort produzieren.

Von Anna Hanke, Mexiko-Stadt

Autos, Autozubehör, aber auch Computer gehören zu den wichtigsten Exportprodukten in Mexiko - und fast alle werden sie in eine Richtung geschickt: Mehr als 80 Prozent der Waren gehen in die USA. Der nördliche Nachbar importiert inzwischen mehr aus Mexiko als aus China.

Entsprechend nervös ist man in dem lateinamerikanischen Land seit Donald Trumps Drohung: 25 Prozent Zölle auf alle Produkte, sollten Mexiko und Kanada die illegale Einwanderung und den Drogenschmuggel nicht stoppen.

Autosektor wäre besonders betroffen

Nach Einschätzung der Politikwissenschaftlerin Estefania Cruz, die an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko zur Region Nordamerika forscht, wären die Konsequenzen katastrophal: "Das Problem ist, dass nicht alle Wirtschaftsbereiche gleich getroffen würden. So ist der Autosektor in Nordamerika besonders stark verschränkt, das ist eine Erfolgsgeschichte bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Mexiko, den USA und Kanada."

Sie kann sich deshalb nicht vorstellen, dass in diesem Bereich Zölle erhoben werden. Eher ist das nach ihrer Einschätzung bei Rohstoffen und Produkten des täglichen Lebensbedarfs möglich.

VDA-Chefin zeigt sich abwartend

Deutsche Hersteller haben 2023 mehr als 700.000 Pkw in Mexiko produziert, knapp die Hälfte davon wurden in die Vereinigten Staaten exportiert.

Gerade war die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, vor Ort zu Besuch. So ein Roundtable mit Herstellern und Zulieferern habe Tradition, um zu sehen, welche Themen wichtig seien, "und jetzt gerade, kurz vor der Präsidentschaft von Donald Trump steht natürlich vieles an", sagt sie.

In Bezug auf die angedrohten Zölle, rät die VDA-Chefin dazu, abzuwarten, was wirklich kommt: "Welche Wirtschaftsbereiche werden angesprochen und auch mit welchen Konsequenzen, darauf muss man dann auch die Mittel abstellen." Zölle führten zu Inflation, und das sei ja etwas, das der künftige US-Präsident immer vermeiden wollte.

Bald Neuverhandlung der Freihandelszone

Mexiko profitiert von der riesigen Freihandelszone, die das Land gemeinsam mit den USA und Kanada bildet. Doch ob die auch in Zukunft - mit einer Regierung Trump und einem möglichen Regierungswechsel in Kanada - so erhalten bleibt, ist offen. Man werde die Neuverhandlungen, die für 2026 anstehen beobachten, so Müller: "Man schaut jetzt natürlich genau hin, ob die Vorteile so einer gemeinsamen Zone auch erhalten bleiben."

Zwar hat Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum Trumps Drohung zurückgewiesen. Doch ist die Regierung in den vergangenen Monaten schärfer gegen den Drogenschmuggel vorgegangen als noch unter dem Vorgänger Lopez Obrador. In größerem Umfang wurden Drogen beschlagnahmt, vor allem das tödliche Fentanyl - und es gab auch mehr Festnahmen von Gewalttätern.

Neue Perspektiven durch Halbleiter?

Kritisch wird von Trumps Team auch gesehen, dass über den Umweg Mexiko chinesische Produkte in die USA gelangen. Tatsächlich sind in dem lateinamerikanischen Land die Importe aus China in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Politikwissenschaftlerin Cruz sieht hier eine Chance für Mexiko. Das Land bemühe sich ständig, Räume zu besetzen, die China im Handelskrieg mit den USA freimache.

Als Beispiel nennt Cruz den Bereich der Halbleiter. Mexiko versuche, Halbleiter zu produzieren und engagiere sich hier. "Das Land könnte den USA Hilfe dabei anbieten, die Abhängigkeit von essenziellen Komponenten zu reduzieren."

Die Regierung in Mexiko zeigt sich trotz aller Widerstände voller Ehrgeiz: Gerade hat sie einen Investitionsplan präsentiert, mit dem das Land in den Kreis der zehn stärksten Wirtschaftsnationen aufrücken soll.