
Nach Luftangriffen im Jemen USA und Huthi drohen sich gegenseitig
Nach den US-Luftangriffen auf mehrere Ziele im Jemen mit 31 Toten drohen die Huthi den USA: Auf Eskalation werde die Miliz mit Eskalation reagieren. Washington schickte derweil deutliche Warnungen an den Iran und Russland.
Es sind die schwersten Luftangriffe seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump: Die Lage im Nahen Osten könnte weiter eskalieren, nachdem die USA Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen haben. US-Verteidigungsminister Steve Hegseth sagte in Washington, die US-Angriffe gingen so lange weiter, bis die Huthi ihre militärischen Aktionen gegen die internationale Schifffahrt einstellten.
In einem Interview des Senders Fox News erklärte Hegseth, die Kampagne in der Nacht zum Sonntag sei eine Reaktion auf die zahlreichen Angriffe, die die Huthi seit November 2023 auf Schiffe verübt hätten. Sie diene als Warnung an den Iran, die Unterstützung der Gruppe einzustellen. "Das wird so lange weitergehen, bis ihr sagt: 'Wir hören auf, auf Schiffe zu schießen. Wir hören auf, auf Einrichtungen zu schießen'", sagte Hegseth.
Trump verfolgt Angriffe auf Bildschirm
Das US-Regionalkommando Centcom sprach von einer Reihe von "Präzisionsschlägen" im gesamten Jemen. Die Angriffe dürften noch Tage oder vielleicht sogar Wochen andauern, zitierten US-Medien Vertreter des Militärs. Das Weiße Haus veröffentlichte Bilder, die zeigen sollen, wie der Präsident die Angriffe verfolgte: im weißen Poloshirt, roter Trump-Kappe und Kabel-Headset auf den Ohren.
31 Menschen wurden nach Angaben des von den Huthi geführten Gesundheitsministeriums getötet. Darunter seien auch vier Kinder und eine Frau. 101 weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Huthi sprechen von Kriegsverbrechen
Führende Mitglieder der Huthi-Miliz im Jemen flohen offenbar aus der von ihnen kontrollierten Hauptstadt Sanaa in ländliche Gebiete. Das berichtete der von Saudi-Arabien finanzierte Nachrichtenkanal Al-Arabija. Hochrangige Mitglieder hätten die Anweisung erhalten, ihre Häuser wegen der Gefahr weiterer US-Luftangriffe zu verlassen. Die Nachrichtenagentur dpa erfuhr aus Huthi-nahen Kreisen, die Mitglieder sollten auch öffentliche Plätze meiden und keine Aufenthaltsorte ranghoher Huthi-Funktionäre öffentlich machen. Die US-Angriffe hätten die Gegend al-Dschiraf im Norden Sanaas getroffen, wo viele Huthi-Vertreter leben.
Die politische Führung der Huthi bezeichnete die Militäraktion der USA als Kriegsverbrechen. "Unsere jemenitischen Streitkräfte sind voll und ganz darauf vorbereitet, auf Eskalation mit Eskalation zu reagieren", hieß es in einer Erklärung.
Iran wehrt sich gegen Einmischung in seine Außenpolitik
Die Huthi-Miliz wird neben der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon auch vom Iran unterstützt. US-Präsident Trump forderte die Regierung in Teheran auf, die Unterstützung der Huthi sofort einzustellen. Wenn der Iran die Vereinigten Staaten bedrohe, "wird Amerika Sie voll zur Rechenschaft ziehen, und wir werden nicht nett sein," sagte Trump. Sein Sicherheitsberater, Mike Waltz, sagte im Sender ABC News, bei den Angriffen seien mehrere Anführer der Huthi "ins Visier genommen und ausgeschaltet" worden. Die US-Regierung habe zugleich dem Iran klargemacht, "dass das Maß voll ist".
Als Reaktion auf die US-Bemerkungen erklärte der Oberbefehlshaber der iranischen Revolutionsgarden, die Huthi träfen ihre eigenen strategischen und operativen Entscheidungen. "Wir warnen unsere Feinde, dass der Iran entschlossen und zerstörerisch reagieren wird, wenn sie ihre Drohungen in die Tat umsetzen", sagte Hossein Salami den staatlichen Medien. Der Iran sei an den Huthi-Angriffen auf Schiffe nicht beteiligt.
Das iranische Außenministerium sprach von einer "groben Verletzung der Grundsätze der UN-Charta und der grundlegenden Regeln des Völkerrechts". Außenminister Abbas Araqchi sagte, die US-Regierung habe "weder die Autorität noch das Recht, die iranische Außenpolitik zu diktieren."
Lawrow fordert "politischen Dialog für alle Seiten"
Die Huthi-Miliz pflegt nach Einschätzung von Experten auch Beziehungen zu Russland. US-Außenminister Marco Rubio telefonierte nach Angaben seines Ministeriums mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow machte deutlich, dass weitere Angriffe auf US-amerikanische Militär- und Handelsschiffe im Roten Meer nicht toleriert würden. Lawrow forderte dem Kreml zufolge in dem Gespräch von den USA eine "sofortige Einstellung des Gewalteinsatzes und die Bedeutung eines politischen Dialogs für alle Seiten".
Das Wall Street Journal hatte im Herbst berichtet, dass Russland die Huthi-Miliz bei ihren Angriffen auf Schiffe im Roten Meer mit Satellitendaten unterstütze. Die Zieldaten seien über Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden, der Elitestreitmacht des Landes, an die Huthi übermittelt worden, hatte die US-Zeitung damals unter Berufung auf angeblich informierte Kreise berichtet.
Nach einem damaligen Bericht der Financial Times unterstützte die Huthi-Miliz wiederum Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Hunderten jemenitischen Söldnern.
Hunderte Angriffe auf Schiffe durch die Huthi
Seit 2023 hat die Huthi-Miliz nach Pentagon-Angaben 174 Mal US-Kriegsschiffe und 145 Mal Handelsschiffe angegriffen. Die Gruppe hatte das mit der Militäroffensive Israels im Gazastreifen begründet, die auf den Angriff der Hamas auf Israel gefolgt war.
Nach Beginn einer Waffenruhe im Gazastreifen stellten die Huthi ihre Attacken auf Schiffe vorübergehend ein. Vor wenigen Tagen hatten sie jedoch eine sofortige Wiederaufnahme von Angriffen auf israelische Schiffe in verschiedenen Gewässern angekündigt.Die Islamisten hatten Israel zudem eine Frist gesetzt, eine Blockade von Hilfslieferungen an Palästinenser im Gazastreifen zu beenden.