Justin Trudeau steht mit Mitgliedern des kanadischen Kabinetts und Kanadas Botschafterin in den USA

Regierungsklausur Kanada droht Trump mit Gegenzöllen 

Stand: 22.01.2025 04:16 Uhr

Kanada und Mexiko könnten die ersten beiden Länder sein, die die angedrohten Strafzölle von US-Präsident Trump treffen. Kanada will sich wehren - und Regierung und Opposition zeigen sich geeint wie selten zuvor.

In Kanada macht sich niemand mehr Illusionen: Donald Trump meint es ernst. Zwei Tage lang hatte Kanadas Premierminister Justin Trudeau auf einer Regierungsklausur mit seinen Kabinettsmitgliedern über mögliche Gegenmaßnahmen beraten.

Trumps Ankündigung, Strafzölle wahrscheinlich schon zum 1. Februar einzuführen, hat den Ton in Kanada verschärft. Kämpferisch wie seit Langem nicht mehr, sagte Trudeau: "Wenn der Präsident Zölle einführt, wird Kanada antworten. Alles liegt auf dem Tisch."

Trudeau kündigt schnelle Reaktion an

"Robust, schnell und angemessen" werde Kanadas Reaktion ausfallen, betonte Trudeau. Und zwar nach dem Prinzip "Dollar für Dollar". Das soll heißen: Was Trump mit Zöllen auf kanadische Importe einnimmt, wird sich Kanada durch Zölle auf US-Produkte wieder zurückholen.

Die kanadische Außenministerin Melanie Jolie rief ihre Landsleute auf, sich in dieser ernsten Lage selbstbewusst und geschlossen zu zeigen: "Wir müssen weiter für unsere Interessen kämpfen und Jobs in unserem Land verteidigen. Politiker aller Parteien müssen jetzt an einem Strang ziehen."

Regierung und Opposition geeint wie selten

Tatsächlich wird Trudeaus Konzept der abgestuften Gegenmaßnahmen sowohl von den Premierministern der kanadischen Provinzen unterstützt als auch von der konservativen Opposition. Trumps Strafzölle haben schon jetzt eines bewirkt: Regierung und Opposition treten geeint wie selten auf - als "Team Canada".

Als erste Reaktion auf Trumps Strafzölle wird Kanada mit gezielten Gegenzöllen antworten. Und zwar für solche US-Produkte, die überwiegend aus republikanisch regierten Bundesstaaten kommen. Zum Beispiel Orangensaft, Whiskey, Erdnussbutter oder auch Harley-Davidson-Motorräder.

Reaktionen sollen in Stufen erfolgen

Die erste Stufe der Gegenzölle trifft US-Importe mit einem Volumen von knapp 40 Milliarden Dollar. In der zweiten Eskalationsstufe sind US-Produkte im Volumen von 110 Milliarden Dollar betroffen. Die kanadische Regierung ist aber auch zu einer dritten Eskalationsstufe bereit. Dann will Kanada seine Öl- und Gas-Exporte stoppen und keinen Strom mehr in die USA liefern.

Ein für Kanada zweischneidiges Schwert, räumte Trudeau ein: "Das wird Kosten für Kanada und seine Bürger verursachen. Deshalb wird die kanadische Regierung ihre Bürger und Unternehmen für die Verluste kompensieren."

Hoffnung auf Deeskalation

Noch hofft der scheidende Premierminister Trudeau, dass es nicht so weit kommt. Schließlich wolle Trump Amerika doch in ein "goldenes Zeitalter" führen: "Dazu braucht er mehr Stahl und Aluminium, mehr kritische Mineralien, mehr verlässliche und preiswerte Energie, mehr von allem, damit die US-Wirtschaft Vollgas geben kann."

All das könne Kanada liefern. Der gemeinsame Handel sei für Amerika und Kanada eine Win-Win-Situation, betonte Trudeau - wohlwissend, dass Donald Trump nur Sieger oder Verlierer kennt.