Firmen meiden Musk-Produkte Wenn der Tesla aus der Dienstwagenflotte fliegt
Mit Donald Trumps Amtseinführung trennen sich einige deutsche Unternehmen von Tesla und X. Der Grund: Elon Musks Unterstützung für Rechtspopulisten. Damit schwäche er auch den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Manche Unternehmen in Deutschland distanzieren sich inzwischen öffentlich vom Milliardär Elon Musk, der in der neuen US-Administration eine wichtige Stimme haben soll - und ziehen daraus Konsequenzen. "Das Handeln von Elon Musk, nun quasi in Regierungsfunktion, hat uns aufhorchen lassen", heißt es etwa beim Freiburger Energieversorger badenova. Elf Tesla-Fahrzeuge sollen aus der Dienstwagenflotte gestrichen werden. Zudem wird die Kommunikation auf Musks Nachrichtendienst X eingestellt.
Bei badenova geht die Kritik an Musk so weit, dass der US-Unternehmer mit seiner Unterstützung für Rechtspopulisten den Wirtschaftsstandort Deutschland schwäche. "Aus unserer Sicht hat er gewisse Grenzen überschritten, indem er sich in die europäische und auch deutsche Politik einmischt, wie es für uns nicht akzeptabel ist", begründet Kommunikationsleiter Manuel Zimmermann die Entscheidung im Gespräch mit tagesschau.de.
Unterstützung für die AfD im Wahlkampf
Im Wahlkampf hat Musk dem neuen US-Präsidenten mit viel Geld geholfen. Außerdem zeigt sich der Milliardär als großer Fan der AfD. Sein Gespräch mit Spitzenkandidatin Alice Weidel auf X ist nur ein Beispiel, in welche Richtung er den Diskurs auf seiner eigener Nachrichtenplattform lenkt. Kritiker werfen ihm vor, ein globales Netzwerk von und für Rechtspopulisten aufzuziehen.
In der deutschen Wirtschaft und Politik sorgt Musks Verhalten dafür, dass sich viele von seinem Nachrichtendienst zurückziehen. Schon vor einigen Monaten haben DAX-Konzerne wie Mercedes oder BASF angekündigt, auf X keine Werbung mehr schalten zu wollen.
Aktuell haben mehr als 60 Hochschulen angekündigt, die Social-Media-Plattform zu verlassen. Das Bundesverteidigungsministerium und auch das Umweltministerium wollen ihre Accounts nicht mehr nutzen. Nach der Bundestagswahl möchte sich zudem der Hessische Rundfunk verabschieden. Der HR hat zu Beginn des Jahres den ARD-Vorsitz übernommen.
Bauunternehmen boykottiert auch Batterien
Der niedersächsische Massivhausbauer Viebrockhaus nimmt Musks politische Positionierung auf X ebenfalls zum Anlass, Teslas aus der Dienstwagenflotte zu schmeißen.
Mehr noch: In Zukunft möchte das Unternehmen auch keine Tesla-Hausbatterien als Energiespeicher einbauen, es setzt stattdessen auf deutsche Produkte von Varta. Jährlich verbaut Viebrockhaus etwa 750 Batterien. Mögliche Mehrkosten sollen nach eigenen Angaben nicht an die Kunden weitergeben werden.
"Klimawandel als Schwindel bezeichnet"
Schon im August hatte die Handelskette Rossmann bekanntgegeben, Tesla sei bei Neuanschaffungen von Fahrzeugen keine Option mehr: "Elon Musk macht keinen Hehl daraus, Donald Trump zu unterstützen. Trump hat den Klimawandel wiederholt als Schwindel bezeichnet", so Geschäftsführer Raoul Rossmann damals. Aus Nachhaltigkeitsgründen wird der aktuelle Bestand weiter genutzt.
Im Februar des vergangenen Jahres hat das Handelsblatt berichtet, dass der Softwareentwickler SAP die Marke von der Dienstwagenliste streicht. Auf Nachfrage heißt es dort, dass diese Entscheidung aus wirtschaftlichen Gründen getroffen worden und Tesla in Deutschland nie im Programm gewesen sei, sondern eher international. Dabei ist es bis heute geblieben. Auch der Autovermieter Sixt hatte angekündigt, aus wirtschaftlichen Gründen den Tesla-Anteil an Elektrofahrzeugen zu verringern.
Beschleunigt sich der Negativ-Trend?
Im Gespräch mit dem NDR schätzt Johannes Hirata, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück, den Einfluss des deutschen Tesla-Boykotts eher gering ein. "Die Frage ist aber, ob sich andere Unternehmen dem anschließen und sich ermutigt fühlen, dann könnte das auf Dauer Tesla durchaus beeindrucken."
Ein Blick auf die Tesla-Verkaufszahlen zeigt, dass der E-Autobauer in Deutschland 2024 schon Kunden verloren hat. In absoluten Zahlen sanken die Neuzulassungen von 63.000 im Jahr 2023 auf 37.000. Es wurden jedoch auch gut ein Viertel weniger E-Autos gekauft. Trotzdem: Der Tesla-Anteil bei neuen Elektroautos sank von 12,1 auf 9,9 Prozent. Ein Negativ-Trend, der sich jetzt noch beschleunigen könnte.