
Nach Botschafter-Rauswurf in den USA Südafrika sieht keinen Grund für schlaflose Nächte
Nachdem die USA den südafrikanischen Botschafter zur "persona non grata" erklärt haben, ist Südafrikas Staatschef um Schlichtung bemüht. Die Opposition wünscht sich dagegen eine klarere Kante gegenüber Washington.
Der Rauswurf des südafrikanischen Botschafters Ebrahim Rasool aus den USA schlägt am Kap immer noch hohe Wellen. Zwei Tage nach dem diplomatischen Eklat hat sich jetzt auch Staatschef Cyril Ramaphosa persönlich zu Wort gemeldet – und ist demonstrativ darum bemüht, die Aufregung zu dämpfen.
"Südafrika will immer gute Beziehungen mit allen Staaten der Welt. Aber dabei gibt es Höhen und Tiefen." Verantwortliches Handeln in einer solchen Situation bedeute, dass man versuche, die Schwierigkeiten zu überwinden, so Ramaphosa. "Und unsere Erfahrung zeigt, dass wir dann auch Lösungen finden."
Ramaphosa strebt Wiederannäherung an
Ganz so einfach scheint es aber nicht zu sein, Gesprächskanäle ins Weiße Haus, ins US-Außenministerium oder zu hochrangigen Kongressabgeordneten zu knüpfen. Zuletzt hieß es sogar, südafrikanische Anfragen würden in Washington ignoriert. Stimmt nicht, sagt der Staatspräsident.
"Das jetzt ist ein kleines Problemchen. Wir sind aber im Kontakt mit den USA, und wir können gar nicht ignoriert werden." Denn das Land spiele wie die USA eine wichtige Rolle, wenn es um internationale Politik oder um Handelsfragen ginge.
Wir werden die USA und Präsident Trump respektvoll behandeln und die Beziehungen wieder zurechtrücken. Die Menschen in Südafrika müssen sich also keine schlaflosen Nächte machen.
Vorwurf der Einmischung Washingtons
Allerdings würde sich so mancher in Südafrika eine deutlichere Ansage in Richtung Washington wünschen. Vor allem die traditionell antiamerikanischen Linkspopulisten von den Economic Freedom Fighters oder die Jacob-Zuma-Partei MK.
Sie werfen der Trump-Administration vor, sich zugunsten der weißen Minderheit in die südafrikanische Innenpolitik einzumischen - etwa mit der unbewiesenen Behauptung, weißen Bauern würde willkürlich ihr Land weggenommen.
Rassismus-Vorwurf als Eigentor?
Es gibt aber auch andere Stimmen: Südafrikas Botschafter habe mit dem öffentlichen Rassismusvorwurf an die Adresse der Trump-Administration ein Eigentor geschossen, sagt etwa Songezo Zibi, der Chef der kleinen Oppositionspartei Rise Mzansi.
"Sowas sollte man nur in privaten Gesprächen sagen. Ein Botschafter, der so redet, wird damit nie durchkommen, erst recht nicht, wenn ein Präsident so hitzköpfig ist wie dieser." Ebrahim Rasool sei ein sehr erfahrener Diplomat, er hätte es besser wissen müssen, so Mzansi. "Und ich fürchte, dass wir so schnell niemanden finden, um ihn in die USA zu schicken."
Für den rechten Lobbyverband AfriForum, der nach Meinung vieler die Trump-Regierung mit falschen oder zumindest deutlich überzeichneten Informationen über die Lage der Weißen in Südafrika versorgt, ist allein Botschafter Rasool für die Krise verantwortlich. Schließlich, sagt AfriForum-Chef Kallie Kriel, hat er die USA und ihren Präsidenten mit seinen Aussagen attackiert.
Experte sieht diverse Gründe für Eklat
Der südafrikanische Politologe Adam Habib leitet das Institut für Afrika-Studien an der University of London. Er glaubt, dass es für das diplomatische Zerwürfnis zwischen den USA und Südafrika eine ganze Reihe von Gründen gibt.
"Es hat zu tun mit der Völkermordklage gegen Israel, mit der jahrelangen Agitation von AfriForum in den USA, und mit Südafrikas Außenpolitik als blockfreies Land, mit unseren Beziehungen zu China oder Russland als Teil der BRICS-Gruppe."
Teile der Demokraten und der Republikaner fühlten sich dadurch herausgefordert, so Habib. "Und mit jemandem wie Donald Trump, der viel aggressiver auftritt, ist das, was passiert ist, keine Überraschung."
Botschafter muss ausreisen
Ebrahim Rassool, der bisherige südafrikanische Botschafter in den USA, muss das Land innerhalb der nächsten Tage verlassen. Er hat seine Rückkehr nach Südafrika für Samstag angekündigt.