
US-Angriff im Iran Hegseth lobt Angriffe als "überwältigenden Erfolg"
US-Verteidigungsminister Hegseth wertet die Angriffe auf die iranischen Atomanlagen als "überwältigenden Erfolg". Es seien 14 bunkerbrechende Bomben abgeworfen worden. Der Iran wiederum droht mit Vergeltung und sucht die Nähe zu Moskau.
Die US-Angriffe gegen drei Atomanlagen im Iran waren nach Angaben von Verteidigungsminister Pete Hegseth ein "unglaublicher und überwältigender Erfolg". Es seien kraftvolle und gezielte Angriffe gewesen, sagte er vor Journalistinnen und Journalisten in Washington.
Kein anderes Militär der Welt hätte dies leisten können, sagte Hegseth. Die Atomanlage Fordo sei das Hauptziel gewesen. Der Verteidigungsminister betonte, der Angriff habe sich nicht gegen das iranische Volk oder die iranischen Streitkräfte gerichtet. Und er wiederholte auch US-Präsident Donald Trumps Warnung, dass das US-Militär "schnell und entschlossen" reagieren würde, falls es nun Angriffe auf US-Ziele in der Region geben sollte.
"Sehr schwere Schäden" an Atomanlagen
Bei den Angriffen auf die iranischen Atomanlagen wurden demnach insgesamt 14 massive bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 eingesetzt. Um den Iran von der eigentlichen Mission abzulenken, sei neben den beteiligten US-Tarnkappenbombern auch ein weiteres Geschwader aufgestiegen, erklärten Generalstabschef Dan Caine und Hegseth. Die drei angegriffenen Atomanlagen in Fordo, Natans und Isfahan trugen nach den Worten von Caine "sehr schwere Schäden und Zerstörung" davon.
Es sei das erste Mal gewesen, dass die USA diese bunkerbrechenden Bomben eingesetzt hätten, ergänzte Verteidigungsminister Hegseth. Zudem sei es der längste Einsatz der Tarnkappenbomber seit dem Jahr 2001 gewesen. Diese Flugzeuge sind als einzige in der Lage, die 13,6 Tonnen schweren bunkerbrechende Bomben abzuwerfen. Nach Angaben des Generalstabschefs war es der größte Angriff mit Hilfe dieser Tarnkappenbomber in der Geschichte des Landes. Die USA bezeichnen die Angriffe als "Einsatz Mitternachtshammer".
"Kein Krieg gegen den Iran, sondern gegen Atomprogramm"
US-Vizepräsident JD Vance geht davon aus, dass das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen wurde. Er sei sehr zuversichtlich, dass die USA eine mögliche Entwicklung einer Atomwaffe durch den Iran erheblich verzögert hätten, sagte er im Sender NBC.
Zugleich betonte er, auf die Rückkehr zu Gesprächen zu setzen. "Wir führen keinen Krieg gegen den Iran, sondern gegen Irans Atomprogramm", sagte er. Man wolle Frieden, allerdings einen Frieden ohne ein Atomprogramm. Wenn der Iran dieses Programm ein für alle Mal aufgeben sollte und nicht US-Militär angreife, könne das Land gute Beziehungen zu den USA haben.
Vance sagte auch, die USA hätten mit den Luftangriffen nicht das Ziel eines Sturzes der iranischen Führung verfolgt. Man wolle keinen Regimewechsel, es solle auch keine US-Bodentruppen im Land geben. "Wir wollen mit den Iranern über ein langfristiges Abkommen sprechen."
Iran sieht kein Raum für Diplomatie
Unterdessen sieht Irans Außenminister Abbas Araghtschi nach den Angriffen kaum Raum für Diplomatie. "Sie verstehen nur die Sprache der Drohung und der Gewalt", sagte Araghtschi mit Blick auf die USA vor Journalisten. Die Tür zur Diplomatie sollte immer offen gehalten werden, doch das sei derzeit nicht der Fall.
Der Iran müsse auf der Grundlage seines "legitimen Rechts auf Selbstverteidigung" reagieren, so Araghtschi weiter, der sich derzeit in Istanbul aufhält. Die USA hätten die Diplomatie verraten. Der Minister warf den USA vor, mit dem Angriff eine schwerwiegende Verletzung der UN-Charta, des Völkerrechts und des Atomwaffensperrvertrags begangen zu haben.
Araghtschi will mit Putin reden
Am Montag will Araghtschi eigenen Angaben zufolge zu Gesprächen mit Kremlchef Wladimir Putin nach Moskau reisen, heute bereits reise er nach Russland. Moskau hatte zuletzt vor einer echten atomaren Gefahr durch Israels Angriffe auf die Kernenergie-Anlagen im Iran gedroht. Bisher galt es als unwahrscheinlich, dass Russland dem Iran mit Truppen zur Seite steht.
Zwar schlossen Moskau und Teheran in diesem Jahr offiziell eine weithin beachtete strategische Partnerschaft. Diese enthält aber keine Klausel über einen militärischen Beistand - anders als das zwischen Russland und Nordkorea geschlossene Abkommen.
Revolutionsgarde droht US-Militärbasen
Die iranische Revolutionsgarde, die Elitestreitmacht des Landes, reagierte auf die US-Angriffe in der Nacht ihrerseits mit neuen Angriffen auf Israel. Bei Einschlägen in verschiedenen Landesteilen Israels wurden laut israelischem Gesundheitsministerium mehr als 80 Menschen verletzt.
Außerdem drohte die Revolutionsgarde den USA indirekt mit Angriffen gegen Militäreinrichtungen. Die US-Militärbasen in der Region seien kein Vorteil, sondern eher "Punkte der Verwundbarkeit", teilen sie mit. Die USA unterhalten Militärstützpunkte unter anderem im Irak, in Katar, Kuwait, Syrien und in der Türkei.
Die USA müssten als Reaktion auf ihren Angriff mit Vergeltung rechnen. Das iranische Atomprogramm könne nicht zerstört werden.
Satellitenaufnahmen sprechen für bunkerbrechende Bomben
Laut Außenminister Araghtschi ist der Iran noch damit beschäftigt, die genauen Schäden an den Atomanlagen zu untersuchen. Die iranische Agentur Irna meldete, ein Teil des Bereichs um die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage Fordo sei beschädigt worden und beruft sich auf die Krisenmanagementzentrale der betroffenen Provinz. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor behauptet, die wichtigsten Atomanlagen - neben Fordo die Standorte Natans und Isfahan - seien komplett zerstört worden.
Satellitenaufnahmen der Atomfabrik Fordo, die von der Nachrichtenagentur AP ausgewertet wurden, legen nahe, dass die USA bei dem Angriff tatsächlich sogenannte bunkerbrechende Bomben eingesetzt haben, um zu der Anlage tief unter der Erde vorzudringen. An der Flanke des Berges, in den die Anlage hineingebaut wurde, wurde offenbar an mehreren Stellen Fels und Erdreich weggesprengt.
Sorge um Ausweitung des Nahost-Krieges
Die Meldungen über die US-Angriffe haben weltweit Sorge um eine weiter Ausweitung des Nahost-Kriegs geschürt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte vor einer "Spirale des Chaos", EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief die Parteien zur Deeskalation auf.
Bundeskanzler Friedrich Merz rief am Sonntagmorgen das Sicherheitskabinett der Bundesregierung ein und bekräftigte seine Aufforderung an den Iran, sofort Verhandlungen mit den USA und Israel aufzunehmen und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts zu kommen.