Wolodymyr Selenskyj

Mögliche Übernahme durch USA Selenskyj schränkt Trumps Vorstoß zu Kraftwerken ein

Stand: 20.03.2025 08:02 Uhr

Um ukrainische Kraftwerke vor russischen Angriffen zu schützen, schlägt Präsident Trump vor, dass die USA die Anlagen übernehmen könnten. Doch der ukrainische Staatschef Selenskyj sagt, er habe mit Trump nur über ein AKW gesprochen.

Nach dem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin hat US-Präsident Donald Trump mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Es war offiziell das erste Gespräch der beiden Staatschefs, nachdem Trump und sein Vize JD Vance Selenskyj Ende Februar im Weißen Haus vor laufenden Kameras gedemütigt hatten.

Das einstündige Gespräch habe dazu gedient, die Wünsche und Bedürfnisse der Ukraine und Russlands in Einklang zu bringen, um eine Waffenruhe zwischen den beiden Ländern zu erreichen, schrieb Trump anschließend auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. "Wir sind auf einem guten Weg", fügte er hinzu.

Putin hatte zuvor im Telefonat mit Trump eine vollständige 30-tägige Waffenruhe abgelehnt. Er erklärte sich allerdings dazu bereit, 30 Tage lang keine Energie-Infrastruktur der Ukraine anzugreifen - wenn die Ukraine das auch tue. Selenskyj stimmte dem Vorschlag zu.

Energieanlagen als Eigentum der USA?

Das Weiße Haus teilte mit, Trump habe Selenskyj die Übernahme der ukrainischen Energieanlagen durch die USA vorgeschlagen. Das solle die Sicherheit der Anlagen gewährleisten. "Amerikanisches Eigentum an diesen Anlagen könnte der beste Schutz für diese Infrastruktur sein", sagte Trump demnach.

In einem Punkt widersprach Selenskyj später aber der Darstellung des Weißen Hauses: Während Trump ihm eine Übernahme aller vier ukrainischen Atomkraftwerke als Sicherheitsgarantie vorgeschlagen haben will, wurde Selenskyj zufolge nur über das russisch besetzte AKW Saporischschja gesprochen. Das sagte der ukrainische Präsident der Zeitung Financial Times.

Kiew hat Kontrolle über drei von vier AKW

Die Regierung in Kiew hat derzeit die Kontrolle über drei der ukrainischen Kernkraftwerke, während Russland das vierte in Saporischschja 2022 erobert hat und bis heute besetzt hält. Ob das größte AKW Europas eine Rolle in künftigen Sicherheitsvereinbarungen spielen könne, hänge davon ab, "ob wir es zurückbekommen und wieder in Betrieb nehmen können", sagte Selenskyj der Financial Times. Er habe mit Washington erkundet, ob nicht die USA Saporischschja von den Russen zurückholen könnten. Selenskyj zufolge könnte es mehr als zwei Jahre dauern, bis das Kraftwerk wieder in Betrieb genommen werden kann.

Trumps Vorstoß zu den ukrainischen Atomkraftwerken kam überraschend. In einer Stellungnahme von US-Außenminister Marco Rubio und dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz hieß es, der US-Präsident habe mit Selenskyj auch darüber gesprochen, "dass die Vereinigten Staaten beim Betrieb dieser Anlagen mit ihrem Fachwissen in den Bereichen Elektrizität und Energieversorgung sehr hilfreich sein könnten".

Ukraine stellt Putins Friedenswillen infrage

Nach dem Gespräch von Putin und Trump waren die Reaktionen in der Ukraine verhalten. Insgesamt überwogen die Zweifel daran, dass der russische Staatschef wirklich an einer Waffenruhe interessiert ist. Nach Angaben aus Kiew griff die russische Armee nach dem Telefonat von Trump und Putin erneut Energie- und Infrastruktur der Ukraine an.

Ungeachtet der diplomatischen Bemühungen um eine Waffenruhe haben die Ukraine und Russland in der Nacht zum Donnerstag gegenseitige Angriffe gemeldet. Berichte über neue Attacken auf die Energieinfrastruktur gab es zunächst aber keine.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 20. März 2025 um 07:02 Uhr.